Rezension

MacGyvers kleine Schwester, ein Mondabenteuer

Artemis, 2 Audio, - Andy Weir

Artemis, 2 Audio,
von Andy Weir

Bewertet mit 3 Sternen

Artemis ist die erste von Menschen bewohnte Mondsiedlung. Hier lebt es sich anders als auf der Erde. Die Bevölkerung besteht aus Abenteurern, Steuerflüchtlingen und Touristen und hier lebt Jazz Bashara, die Luxusgüter von der Erde auf den Mond schmuggelt. 
Plötzlich bekommt es Jazz allerdings mit dem organisierten Verbrechen zu tun. Ihr letzter Auftraggeber wurde ermordet und nun ist auch jemand hinter ihr her. Will jemand Artemis zu wirtschaftlichen Zwecken ausnutzen? Das kann Jazz nicht zulassen.

Vermutlich wäre dieses Buch ein guter Actionfilm. Hier geht es rund, Jazz hat massenhaft skurrile Freunde, die ihr helfen. Jazz selbst ist zwar nur Schmugglerin, aber ungemein clever. Und da sie bei ihrem Vater das Schweißen gelernt hat, kann sie auch die erstaunlichsten Dinge bauen, umbauen oder manipulieren. MacGyver kann von ihr noch was lernen. Sie ist eine harte, taffe Superfrau, mit Herz und Gewissen, so cool, dass man beim Lesen nonstop die Stirn runzelt.

Im Hörbuch wird das ein bisschen ad absurdum geführt. Die Sprecherin macht einen wirklich guten Job, hat aber leider eine sehr jugendliche Stimme. Sie klingt eher wie 16 als wie Mitte 20 und wenn dann Jazz in ihrer Lieblingskneipe ein Bier bestellt und flapsige Sprüche verteilt, klingt das, als wenn ein Schulmädchen Erwachsene spielt. 

Wer einen unterhaltsamen Science-Fiction Thriller mit Witz und viel Action lesen will, ist mit diesem Buch gut bedient. Ich hatte eher mit einer skurrilen Geschichte über das Leben auf dem Mond gerechnet, was dieses Buch natürlich auch bietet, was aber hinter dem Thrilleraspekt deutlich zurück tritt. 
Hauptsächlich begleitet man Jazz bei ihren abenteuerlichen Aktionen, erfährt ausführlich, wie sie die technischen Voraussetzungen für alles Mögliche schafft, und sich mutig in jede Gefahr begibt. Kurz: Technik wird hier großgeschrieben, die Figuren bleiben blass, obwohl sie unendliches Potenzial hätten. 
Gut gefallen haben mir die eingestreuten Passagen von ihrem Freund Calvin, Jazz Brieffreund aus Kinderzeiten, der auf der Erde lebt. Sie schreiben sich gegenseitig über ihr Leben, wobei man schön irdisches und mondisches Leben vergleichen kann. 

„Artemis“ ist nicht „Der Marsianer“. Es ist unterhaltsame Science-Fiction, aber nicht der ganz große Wurf wie der Vorgänger.