Rezension

Macht Lust auf mehr ... sehr viel mehr!

Die Furcht des Weisen. Zweiter Tag Teil 2 - Patrick Rothfuss

Die Furcht des Weisen. Zweiter Tag Teil 2
von Patrick Rothfuss

Bewertet mit 5 Sternen

„Die Furcht des Weisen. Teil 2“ von Patrick Rothfuss

 

Ganz im Ernst … Ich habe seit ewigen Zeiten nicht mehr so tolle Bücher gelesen. Man kann schon merken, dass ich dieses Buch, wie auch die Vorgänger unglaublich gelungen finde.

Das fängt schon mit der Sprache an, die einerseits sehr bildreich ist, in der aber auch hin und wieder mal Wörter wie „lukullisch“ (=üppig) vorkommen. Man könnte jetzt meinen, dass würde den Lesefluss stören aber ich habe das überhaupt nicht als störend empfunden. Entweder überliest man solche Wörter einfach, weil man auch ohne sie zu kennen noch den Kontext verstehen kann. Wenn ich einen Duden in der Nähe hatte, habe ich diese Wörter aber auch immer sehr gerne nachgesehen. Mir sind schon öfter Wörter aus den Büchern wieder begegnet und dann habe ich mich immer gefreut, dass ich nun wusste was sie bedeuten.

Bei diesem Teil hat mir besonders gefallen, dass man etwas über Kvothes Abenteuer erfahren hat. Man hat schon von Anfang an Andeutungen darüber gehört, für was Kvothe so alles bekannt ist. Und nun hat man eben genau erfahren, was sich tatsächlich zugetragen hat. Im Einzelnen geht es hier darum, wie Kvothe Felurian trifft und wie er bei den Adem Kämpfen lernt. Beides waren sehr spannende Abschnitte.

Ganz nebenbei ist es einfach unglaublich beeindruckend, was Rothfuss sich alles hat einfallen lassen. Als Beispiel wäre zum Beispiel die Gebärdensprache der Adem zu nenne. Diese nutzen in Gesprächen keine Mimik, sondern drücken Wut, Erstaunen, Freude mit ganz vielen verschiedenen Gebärden aus. Das ist schon ein überaus kreativer Einfall, sodass ich davon auch sehr fasziniert und gefesselt war.

Gestört hat mich an dem ganzen Buch eigentlich nur ein einziges Wort. Und zwar war das das Wort Hiobsbotschaft. Ich weiß nicht, ob das Wort schon im Original vorkommt, oder ob das der Übersetzung zu verdanken ist. Jedenfalls bin ich direkt über das Wort gestolpert, da es einfach unlogisch ist. Denn das Wort Hiobsbotschaft, wird ja wohl aus der biblischen Geschichte um Hiob stammen und da Kvothes Geschichte nicht in unserer Welt, sondern in einer ganz anderen spielt, kann er folglich nicht die Bibel und somit auch nicht das Wort Hiobsbotschaft.

Ziemlich eindeutig war für mich, dass Kvothe in Meluan Lackless seine Tante gefunden hat. Dass er selbst nicht darauf gekommen ist ließ mich erstmal etwas ungläubig zurück aber andererseits haben Kvothes Eltern es ja auch nie so wirken lassen, dass Kvothes Mutter eine so hochgestellte Adlige war. Von daher passt das schon.

Dann diese ganzen offenen Fragen… Wer ist Dennas Schirmherr? Was hat es mit den Amyr und den Chandrian auf sich? Was war in dem Kästchen, dass Meluan und Alveron Kvothe gezeigt haben? Was zum  Teufel verbirgt sich hinter der Tür in der Bibliothek? Warum besitz Kvothe jetzt ein Wirtshaus? Warum erklingt dort keine Musik? Warum beherrscht Kvothe scheinbar weder noch den Ketan und auch nicht mehr die Sympathie? Und ganz wichtig: Wann kommt das nächste Buch heraus, damit ich mir nicht mehr so viele Fragen stellen muss??????

Sehr sehr viele Fragen aber das macht das ganze wenigstens spannend. Ich glaube so sehr hat es mich noch nie danach verlangt die Fortsetzung eines Buchs unverzüglich in den Händen zu halten. Vor allem weil das Ende wirklich traurig war. Kvothe erzählt ja seine Lebensgeschichte und das letzte was er Bast und dem Chronisten erzählt ist erstmal überhaupt nicht traurig. Ganz im Gegenteil. Kvothe hat endlich mal genug Geld, an der Universität läuft es auch ganz gut, er sitzt mit seinen Freunden zusammen und man kann als Leser auch nochmal lachen. Dann, als Kvothe die Geschichte für den Tag für zu Ende erklärt, kehrt sich die Situation in das genaue Gegenteil. Im Vergleich wirkt was dann kommt noch trostloser. Das letzte Bild das von Kvothe gezeichnet wird, lässt ihn so trostlos und traurig und resigniert wirken wie nie zuvor. Das betont nochmal eine der drängendsten Fragen. Wie wurde Kvothe zu Kote und warum spielt er keine Musik mehr und scheint auch keine Magie mehr zu beherrschen? Was ist mit ihm geschehen???

Warum muss der letzte Satz so traurig schön sein und warum lässt er ahnen, dass die Geschichte noch unschön weiter gehen wird? Dieser letzte Satz ist übrigens auch nochmal  ein Beispiel für die schöne Sprache: "Es war der geduldige, blumensichelnde Laut eines Mannes der darauf wartet zu sterben.“

Da der Satz sowohl bei Band 1 als auch bei Band zwei jeweils das erste und letzte Kapitel beendet, wird natürlich eine besondere Betonung darauf gelegt. Die Frage bleibt also, warum Kvothe auf seinen Tod wartet. Auch wenn es ein furchtbar trauriger Satz ist habe ich selten einen so schönen Abschlusssatz für ein Buch gelesen.

Ich kann also nur jedem raten diese Bücher zu lesen. Ich werde sie dann, bis der dritte Teil erscheint, auch noch ein paar Mal lesen.