Rezension

Madness

Auerhaus
von Bov Bjerg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Er hat es getan, er hat den Weihnachtsbaum auf dem Dorfplatz umgehauen. Mit seinen Freunden wohnt er im Auerhaus, gerade 18 geworden haben sie im Haus seiner Großeltern eine WG gegründet. Sie sind nicht einfach so ausgezogen, sondern sie sind mit Frieder zusammengezogen, der nach einem Selbstmordversuch nicht mehr in der Klinik bleiben muss, aber auch nicht alleine sein soll und nicht bei seinen Eltern wohnen möchte. Und nun erleben sie die erste Freiheit in der eigenen WG, immer sturmfrei. Und doch müssen sie ihren Alltag organisieren. Und immer sitzt ihnen die Angst im Nacken, dass Frieder es wieder versuchen könnte. Er hat niemandem etwas versprochen.

 

Höppner, der mit Frieder seit der neunten irgendwie befreundet ist, erzählt von der Sache mit Frieder und vom Auerhaus, das einer so nennt, weil er das Lied nicht kennt. „Our House“ aus der Zeit als sie gerade volljährig waren. Die Zeit des Abiturs, in der sie unter den doch besonderen Umständen in einer Schüler-WG wohnten und so für Gesprächsstoff im Dorf sorgten. Sie traten aus der Zeit ins Auerhaus. In eine Zeit, die ewig dauert und doch schnell vergeht. Und so richtig erwachsen sind sie nicht, angefangen bei der unorthodoxen Art des Einkaufens über die ausufernden Feten bis zu unheimlichen Begegnungen mit der Polizei. 

 

In Erinnerungen schwelgend an die eigene Jugend liest man vom Auerhaus, man entdeckt Ähnlichkeiten und auch Unterschiede. Die Feiern, der Gedanke, endlich erwachsen zu sein, der sich erstmal als Irrtum erweist. Eine tragische Freundschaft, eine erste bewusste Begegnung mit dem Tod, die deutlich macht, dass ein Leben irgendwann für immer endgültig vorbei sein kann. Ohne groß darüber zu reden, nehmen sie Frieder in die Mitte und erleben vielleicht ein Jahr, das immer in Erinnerung bleiben wird. Ein Jahr, das in Wirklichkeit ziemlich chaotisch war, in dem sie über die Stränge schlugen. Ein Jahr, das in der Erinnerung das beste ihres Lebens war, in dem sie unschlagbar waren und unsterblich. Ein Jahr, das man auch als Leser nicht so schnell vergessen wird.