Rezension

Männerphantasien

Der Preis, den man zahlt - Arturo Pérez-Reverte

Der Preis, den man zahlt
von Arturo Perez-Reverte

Bewertet mit 3 Sternen

Gibt es so etwas wie „Männer-Bücher“? Unter Frauenbüchern sammelt sich ein klar umrissenes Genre, aber der Bereich Männerbuch ist mir so (außer in Bahnhofsbuchhandlungen unter dem Kassentisch) noch nicht begegnet. Das hier vorliegende Buch würde ich allerdings uneingeschränkt als Männerbuch bezeichnen! Denn mir als Frau hat das Buch nichts gegeben außer Kritik.

Wir befinden uns im Jahr 1936 in der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges, wobei das Buch keinerlei Hintergrundinformationen zu der politischen Lage gibt. Da ich wenig bis gar nichts über die verworrenen Verhältnisse im Spanien von damals wusste, war ich gezwungen, mir einige wenige Informationen über das Internet zu holen, was ich mir jedoch, wie ich im Nachhinein weiß, hätte sparen können. Denn das politische Durcheinander bildet für das Buch nichts weiter als eine dekorative Kulisse.

Die sehr vordergründige Geschichte erzählt von Falcó, einem für den Geheimdienst arbeitenden Spion. Wobei er keiner eigenen Überzeugung folgend handelt, sondern stets auf Auftrag. Die politische Richtung scheint ihm gleichgültig zu sein. „Sind wir dafür oder dagegen?“ fragt er bei Befehlsempfang. Er ist unsäglich eitel, umgibt sich mit so vielen hochwertigen Markenartikeln, dass man sich beim Lesen fragt, ob der Autor Geld für die viele eingestreute Werbung erhält. Falcó ist ein Charmeur und ein gnadenloser Killer gleichermaßen. Selbstverständlich sinken ihm die Frauen widerstandslos in die Arme, während Falcó trinkend, rauchend und Tabletten schluckend einen merkwürdigen Verschnitt der alten Schwarz-Weiß-Agenten aus Hollywood abgibt.  Erst als er anhand eines neuen Auftrages eine Kollegin namens Eva zur Seite gestellt bekommt, scheint Falcó im Verlauf der Geschichte aus seiner kalten Gleichgültigkeit zu erwachen…

Der farbig-eindrückliche Schreibstil lässt die jeweilige Atmosphäre, die handelnden Menschen und deren Umgebung recht hautnah erleben. Das ist aber auch in meinen Augen die einzige Stärke des Buches. Es gibt wenig Spannung, es gibt wenig zeitgeschichtliche Informationen, es gibt wenig logisch nachvollziehbare Handlung, es gibt insgesamt überhaupt wenig Glaubwürdiges – es  gibt einfach von allem zuwenig, um auch nur ansatzweise in die Nähe dessen zu kommen, was der Verlag verspricht. Eher kommt mir das Buch vor, als habe ein alternder Mann sich selbst ein Märchen erzählt… Die angekündigten Fortsetzungen rund um Falcó werde ich jedenfalls mit Sicherheit nicht lesen!