Rezension

Märchen für Erwachsene

Die Uralte Metropole 01. Lycidas 1 - Christoph Marzi

Die Uralte Metropole 01. Lycidas 1
von Christoph Marzi

Bewertet mit 4.5 Sternen

Endlich wieder gute Fantasy aus deutschen Landen. Auch wenn “endlich” es nicht ganz zutrifft, denn “Lycidas” gibt es bereits seit 2004. Allerdings kann man dieses fantastische Buch nun nach langer Wartezeit auch als günstiges Taschenbuch erwerben. Erwähnenswert ist dies vor allem aus dem besonderen Grund, da Christoph Marzi nach wie vor einen Geheimtippcharakter besitzt und noch lange nicht so viele Leser gefunden hat, wie er es meiner Meinung nach verdient hätte.

Die Geschichte von “Lycidas” spielt im London unserer Zeit, wo ein Mädchen namens Emily eines Tages aus ihrem Waisenhaus entrissen und durch skurrile Umstände in eine fantastische Welt unter der Erde geführt wird. In dieser “Uralten Metropole” leben unentdeckt seit Jahrtausenden die mystischsten Kreaturen. Die Rede ist jedoch nicht von Elfen und Zwergen, sondern von literarischen Figuren, wie Dorian Gray, sowie allerlei Gestalten aus den verschiedensten Mythologien. In diesem Umfeld begibt sich Emily auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern, ahnt jedoch nicht, dass sie ein Teil eines großen Plans im Kampf gegen Gut und Böse darstellt.

Haupt- wie Nebencharaktere strotzen nur so vor Details, und der umfangreichen und sehr fantasievollen Welt, die Marzi hier erschafft, gelingt es, den Leser völlig in den Bann zu ziehen. Dabei nimmt die Geschichte stellenweise den Charakter eines Krimis an, wenn Emily immer mehr dem Geheimnis, das sie umgibt, näher kommt. Insgesamt ist “Lycidas” aber ein wunderbares, anspruchsvolles Märchen für Erwachsene, mit vielen literarischen Querverweisen, die jeden Bücherfreund begeistern werden. Und ja, ein absoluter Geheimtipp für jeden, der mal ein besonderes Stück Fantasyliteratur genießen möchte.

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Phantastikpreis 2005 als bestes deutschsprachiges Roman-Debut.