Rezension

Märchenhaft, geheimnisvoll und amüsant

So kalt wie Eis, so klar wie Glas
von Oliver Schlick

In seinem Roman »So kalt wie Eis, so klar wie Glas« vereint Oliver Schlick Fantasie mit Realität und erzählt eine außergewöhnliche Geschichte über das Handwerk der Schneekugelmacher.

Die achtzehnjährige Cora kommt nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter nach Rockenfeld, wo ihr Großvater Jacob Dorneyser lebt. In dem Dorf werden nach alter Handwerkskunst Schneekugeln hergestellt, eine Tradition, die Coras Urahn Ende des 16. Jahrhunderts begründete. Der Legende nach soll ihm vom Teufel höchstpersönlich die erste Kugel geschenkt worden sein. Fasziniert von der Kunst, kleine Welten unter Glas zu schaffen, bittet Cora ihren Großvater darum, sie auszubilden. Doch schon nach kürzester Zeit geschehen die seltsamsten Dinge. Nachts beobachtet Cora Lichter im Wald und Schneeflocken fügen sich wie von Geisterhand vor ihren Augen zu warnenden Worten zusammen. In Cora wächst die Überzeugung, dass an der alten Legende ein Fünkchen Wahrheit haften muss. Und dann ist da noch der gut aussehende, geheimnisumwitterte Niklas mit den stechend blauen Augen, zu dem sich Cora unwillkürlich hingezogen fühlt und dessen Besuche bei Jacob sie niemandem gegenüber erwähnen soll.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die achtzehnjährige Cora und erzählt uns ihre Geschichte in der Ich-Perspektive. Da sie ein liebenswerter, starker Charakter ist, fiel es mir auch nicht schwer, sofort eine Bindung zu ihr aufzubauen. Doch neben Cora gibt es auch zahlreiche andere Figuren, die entweder exzentrisch, flippig, verrückt, übertrieben oder geheimnisvoll sind. Gut, diese Persönlichkeiten entsprechen sicherlich auch gewissen Klischees, trotzdem sind sie facettenreich und liebevoll gestaltet. Besonders Elsa mochte ich aufgrund ihrer tollpatschigen Art und ihrem ziemlich losen Mundwerk. Aber auch Niklas ist eine bemerkenswerte Figur, die ich anfangs nicht einschätzen konnte und späterhin lieb gewonnen habe.

Schauplatz des Spektakels ist eine kleine, verschlafene Gemeinde namens Rockenfeld, die ziemlich abseits liegt. Dieses wunderschöne Fleckchen ist für seine exklusiven Schneekugeln und dem jährlich stattfindenden Schneekugelfest bekannt. Zudem befindet sich dort ein renommiertes Internat für »ganz spezielle« Schüler und Schülerinnen, das auch Cora besucht. Die Kulisse beschreibt Oliver Schlick malerisch und ließ in meinem Kopf herrliche Herbst- und Winterlandschaften entstehen. Auch die Atmosphäre der düsteren, unheimlichen Raunacht, die eine große Rolle spielt, hat er hervorragend eingefangen und umgesetzt.

Der Roman ist in einem lebendigen, jugendlichen, frechen Slang geschrieben, der auch gerne derbe Schimpfwörter beinhaltet. Das mag für den einen oder anderen unter die Gürtellinie gehen. Doch ich fand es relativ passend, da die meisten Romanfiguren eher exzentrische und verdrehte Charaktere sind. Zudem liebe ich schwarzen Humor und so mancher plumper Spruch brachte mich auch zum Lachen. Die Geschichte las sich flüssig und ich habe das Buch in kürzester Zeit verschlungen. Dafür sorgte aber auch das recht hohe Spannungslevel, das mich an die Geschichte fesselte.
Das Ende war für meinen Geschmack etwas zu glatt. Ich hätte mir etwas mehr Dramatik gewünscht. Doch insgesamt hat mich die Geschichte sehr gut unterhalten und schon weihnachtliche Gefühle in mir geweckt.

Fazit: »So kalt wie Eis, so klar wie Glas« ist ein zauberhafter Jugendroman, der mich in eine märchenhafte Welt voller skurriler und exzentrischer Charaktere entführt und mich oft zum Lachen gebracht hat. Dieses Buch ist für junge und jung gebliebene Fantasyliebhaber geeignet.