Rezension

Magisch...

Marmorkuss - Jennifer Benkau

Marmorkuss
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 5 Sternen

Jarno ist auf der Suche nach dem perfekten Foto. Er möchte unbedingt einen Moment der Sehnsucht nach Wärme einfangen, und dieses Bild bei einem Wettbewerb einreichen, bei dem man einen Ausbildungsplatz als Fotograf gewinnen kann. Rastlos zieht Jarno durch die Stadt, immer auf der Suche nach dem magischen Moment. Dabei gerät er nicht nur in brenzlige Situationen, sondern leider auch noch an dubiose Geschäftemacher, die ihn zum Mitwisser ihrer skrupellosen Geschäftspraktiken machen. Jarnos Traum vom Gewinn des Wettbewerbs droht zu platzen und plötzlich ist sogar seine Familie in Gefahr. In einer alten, verlassenen Villa entdeckt er eine Figur aus Marmor. Die Frau wirkt so lebendig, dass Jarno sich schon fast ein wenig in sie verliebt. Er hofft, dass er mit dieser Figur doch noch das eine, magische Bild einfangen und den Wettbewerb für sich entscheiden kann. Als er die Marmorfigur küsst, gerät die Welt ins Wanken. Plötzlich ist die Figur verschwunden. Als dann allerdings eine junge Frau auftaucht, die der Statue wie aus dem Gesicht geschnitten ist, betrachtet Jarno das Märchen vom verwunschenen Dornröschen plötzlich mit ganz anderen Augen. Blöd nur, dass Jarno so gar nicht dem Bild des perfekten Prinzen entspricht.....

Jennifer Benkaus Roman fängt mit den wunderbaren Worten "Es war einmal..." an. Doch bereits der folgende Satz zeigt, dass man es hier keinesfalls mit einem romantischen Märchen zu tun hat, und dass Hauptprotagonist Jarno alles andere als ein Märchenprinz ist. Denn Jarno hat Ecken und Kanten, an die man sich erstmal gewöhnen muss. Doch gerade das lässt ihn authentisch wirken und gibt Jennifer Benkaus Version vom verwunschenen Dornröschen eine besondere Note. Denn wenn man ehrlich ist, dann sind gut erzogene und reiche Königssöhne doch eigentlich ganz furchtbar langweilig. Und langweilig ist Jarno ganz und gar nicht.

In einem weiteren Handlungsstrang wirft man einen Blick in die Vergangenheit. Hier lernt man Klara kennen, die ihrer Zeit recht weit voraus ist. Sie wird von einer geheimnisvollen Frau verfolgt. Warum das so ist und was die Frau damit eigentlich bezweckt, bleibt lange Zeit im Dunkeln. Das Interesse an der Handlung ist also, in beiden Handlungssträngen, vom ersten Moment an geweckt. Die Übergänge zwischen den ganz unterschiedlichen Perspektiven gelingen der Autorin hervorragend, sodass man gleich die Verbindung spürt, allerdings noch nicht den Hauch einer Ahnung hat, wie sich das wohl alles zusammenfügen wird.

Der Schreibstil von Jennifer Benkau ist locker und leicht. Man fühlt sich gleich sehr wohl in der Handlung und entdeckt dabei ganz wunderbare, fast schon poetische Sätze. Hochgestochene Redewendungen braucht man allerdings nicht zu befürchten und zuweilen blitzt auch eine gut abgestimmte Prise Humor auf, die das Geschehen zusätzlich auflockert und dafür sorgt, dass man ganz unwillkürlich ein Lächeln im Gesicht hat.

Hochromantische Liebesgeschichten, bei denen sich Prinzen und Prinzessinnen glücklich seufzend in die Arme fallen, sind mir persönlich ja immer ein absoluter Graus. Gut, dass Jarno kein Prinz ist und dass Klara sich auch nicht wie eine Prinzessin benimmt. Denn bei diesem wunderbaren Buch habe ich mich sehr gut unterhalten und jede einzelne Seite genossen. Hier hat für mich wirklich alles gestimmt, sodass ich der Aussage auf dem Buchumschlag, in der ein meisterhaft erzählter, berührender Roman mit zwei Liebenden aus verschiedenen Zeiten, versprochen wird, uneingeschränkt zustimmen kann. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und eine ganz klare Leseempfehlung!