Rezension

Mal was anderes. Kurz, aber mitreißend

Die Unversehrten - Tanja Paar

Die Unversehrten
von Tanja Paar

Bewertet mit 4.5 Sternen

Martin und Violenta, sie haben Pläne geschmiedet. Nach den Studien ins Ausland, irgendwohin. Zuvor haben sie Freiheiten, sie wollen sich nicht unnötig belasten und so passiert es, dass Martin Vater wird. Das bindet ihn an Klara (seine baldige Ehefrau) und an Christina, ihre gemeinsame Tochter.
Als er Violenta berichtet, dass er nicht von seiner Tochter weg will, trennt sich Violenta.
Bis sie eines Tages wieder vor ihm steht und ihn zurückwill.
Das Disaster nimmt seinen Lauf: Die Treffen mit Violenta fliegen auf, Klara wirft Martin raus. Sie wird eine Furie, verletzt und verletzend.

Der Schreibstil ist rasant, nicht sehr beschreibend, aber ausreichend und auf die Gefühle und Beziehungen der Beteiligten fokussiert.
Zu Beginn ist es schwierig sich reinzufinden: "Wer spricht?", "Wann passiert das?", aber das hat sich nach 2/3 Kapiteln eingespielt. Etwas erschwerend ist die Ausdrucksweise. Gekonnt, gebildet, nicht allzu leicht, aber für die Thematik angebracht, sogar perfekt.
Alle Charaktere waren sehr authentisch. Es gibt eben nicht nur schwarz und weiß, aber man entwickelt innerhalb dieser kurzen 150 Seiten starke Sympathien und Antipathien mit gewissen Charakteren.
In meinem Fall mochte ich Violenta sehr: Eine gewissenhafte, standhafte Frau, die weiß was sie will. Rational und dennoch emotional.
Martin wirkt etwas naiv, aber sehr nett. Er möchte es allen Recht machen, aber das ist schwierig, wenn zwei Frauen im Spiel sind.
Klara konnte ich gar nicht leiden. Natürlich leidet sie unter der Situation, aber ihr Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar.
Besonders hervorstechend ist hier der Hass und die Liebe, die man selbst als Leser entwickelt. Man lernt hier wie schwierig es werden kann, ein Buch weiterzulesen, wenn man voller Hass gegen einen Charakter ist. Gleichzeitig kann man es aber auch nicht weglegen, weil man weiß es verfolgt einen noch die ganze Nacht.
Stellenweise wollte ich sogar, dass es einfach vorbei ist.
Und ich glaube, dass genau das es ist, was die Autorin hier bewirken wollte: Kein klassisches Schwarz/Weiß- Denken, aber dennoch der ausgeprägte Hass und die Liebe gegenüber der Protagonisten, die einen stets weiterlesen lässt.
Eine klare Leseempfelung für alle, die ein wenig Nervenkitzel wollen, an realen Beziehungen interessiert sind und mal ordentlich Gefühls-Achterbahn fahren wollen.