Rezension

mal was ganz anderes

Die vier Söhne des Doktor March - Brigitte Aubert

Die vier Söhne des Doktor March
von Brigitte Aubert

Bewertet mit 5 Sternen

Jeanie ist Haushälterin bei der Familie March. Durch Zufall stößt sie auf das Tagebuch von einem der Söhne. Da es sich allerdings um Vierlinge handelt, kann sie nicht zuordnen, welcher Sohn es ist. Der Schreiber gibt sich auch nicht selbst zu erkennen und erzählt von allen Personen des Haushalts in dritter Person. Jeanie versucht herauszufinden, um wen es sich handelt, denn die Aufzeichnungen sind verstörend. Es werden Morde beschrieben und die Gelüste, einen neuen Mord zu begehen. 
Jeanie fängt an, selbst Tagebuch zu führen und Beweise zu sammeln. Doch bekommt sie nicht genug zusammen, um damit zur Polizei zu gehen. 
Bis der Mörder sich in seinem Tagebuch plötzlich an Jeanie wendet, sie persönlich anspricht und ihr androht, sie ebenfalls umzubringen. 
Dieses Buch ist ungewöhnlich, sowohl vom Schreibstil her, als auch vom Aufbau.
Die Handlung wird in Tagebucheinträgen erzählt. Immer abwechselnd geschrieben vom Mörder und der Haushälterin Jeanie. 
Während Jeanie das Tagebuch des Mörders lesen kann, hat er keinen Zugang zu ihren Aufzeichnungen und doch scheint er immer einen Schritt voraus zu sein und zu wissen, was Jeanie denkt und vor hat. 
Ich habe lange gebraucht, bis ich mich an den Aufbau gewöhnt habe, da dieser doch anstrengend war.
Doch irgendwann macht es „Klick“ und ich war so gefesselt von der spannenden Handlung. Ich rätselte mit, welcher der vier Söhne der Mörder ist und ob Jeanie es wohl schaffen würde, ihn zu entlarven. 
Erschwerend kommt hinzu, dass Jeanie es nicht schafft, Beweise außer dem Tagebuch zu sammeln. Sie hat Angst, wenn sie zur Polizei geht, dass das Tagebuch als Hirngespinst abgestempelt wird. Vor allem, da bekannt ist, dass Jeanie auch gerne mal Alkohol zu sich nimmt. 
Und doch gibt es Leichen, die als Beweis angenommen werden könnten. Jeanie ist jedoch zu feige, alles an die Polizei abzugeben. 
Eine Wendung gibt es, als die Tagebucheinträge sich in Briefe an Jeanie verwandeln und sie nun persönlich angegangen wird. Sie wird verhöhnt, mit falschen Hinweisen gefüttert und bedroht. Spätestens jetzt hätte sie sich der Polizei anvertrauen müssen, doch nun ist auch ihr Ehrgeiz geweckt und sie möchte den Mörder stellen. Sie nimmt also die Herausforderung an.
Dieses Hin und Her zwischen dem Mörder und Jeanie, die vielen Informationen zu den einzelnen Familienmitgliedern und die Rückblicke in die Kindheit der vier Söhne lassen einem fast glauben, dass man selbst in die Geschichte verwickelt ist.
Das Rätseln hat großen Spaß gemacht und am Ende wurde ich dann nochmals sehr überrascht. So hätte ich nicht damit gerechnet, aber ich finde es sehr passend und erklärend.
Die Autorin hat mich mit ihrer Idee positiv überrascht. Gerade das Ungewöhnliche konnte mich sehr packen, auch oder gerade wegen der Anlaufschwierigkeiten.
Jeanie hätte ich nur manchmal schütteln können. Sie hätte trotz der wenigen Beweise doch zur Polizei gehen sollen. Ich denke, mit vernünftigen Worten hätte sie sich dort Hilfe holen können. Andererseits kann ich aber auch verstehen, dass sie Angst hatte, sich jemandem anzuvertrauen. Sie wollte einfach nicht als naiv oder feige dastehen. 
Gerade als der Mörder sie persönlich mit Worten angreift, ist die Angst noch größer.
Durch die Tagebucheinträge erfährt man sehr viel persönliches. Von Jeanie, vom Mörder, von der ganzen Familie. Und wird dadurch dann auch noch viel verwirrter. Die Autorin nutzt hier geschickt die Worte, um einem in ein wahres Labyrinth aus Hinweisen zu schicken.
Der Mörder treibt ein perfides Spiel und Jeanie lässt sich voll darauf ein. Es gibt sehr beklemmende Momente und Situationen und doch reißt Jeanie sich immer wieder zusammen, um weitere Hinweise zu sammeln.
Fazit:
Ein ungewöhnlicher Krimi mit ungewöhnlichen Protagonisten und beklemmenden Situationen.