Rezension

Mallorquinische Lebenslust und trottelige Kleinganoven

Balearenblut - Hanne Holms

Balearenblut
von Hanne Holms

Bewertet mit 4 Sternen

"Balearenblut" ist der erste Krimi rund um Lisa Langer. Ein witziges Detail ist, dass sie Reisejournalistin und Krimiautorin ist, genau wie Hanne Holms.

Lisa war mir generell recht sympathisch, blieb aber bis zum Schluss etwas distanziert und farblos. Zudem ermittelt sie nicht wirklich selbst, sondern wird von Jorge quasi "mitgezogen". Sie hat Mut und ist nicht auf den Kopf gefallen, aber trägt auch nicht übermäßig viel zur Aufklärung des Falles bei. Da der Klappentext: "Lisa Langer ermittelt!" verspricht, wünsche ich mir für Folgebände, dass sie dann auch wirklich ermittelt und nicht nur assistiert.

Und so gibt es neben der Journalistin eine weitere, mindestens genauso wichtige Figur: Jorge, Chef-Ermittler a.D., der noch immer auf "seine" Insel Acht gibt und einen guten Draht zu den Kleinkriminellen Alcúdias hat. Seine Ermittlungsarbeit kann man getrost als "unkonventionell" bezeichnen. Jorge war mir sehr sympathisch, und seine trotteligen "Hilfsganoven" sorgten für so manch amüsante Szene.

Neben Lisa und Jorge ermittelt noch Hauptkommissar Perello, der die in den Mord verwickelten Verbrecher aber meist schon fertig verschnürt auf dem Silbertablett serviert bekommt. Angenehm fand ich, dass Perello und Jorge Hand in Hand arbeiten, denn meist ist es doch so, dass der neue Kommissar seinen Vorgänger nicht leiden kann. Die beiden aber begegnen sich sehr respektvoll. Und dank Perello fliegen sogar ein paar Fünkchen in diesem Buch.

Daneben gibt es noch eine ganze Palette an Nebenfiguren. Hotelangestellte, Anwohner, Verbrecher - Holms zeichnet auch diese Charaktere liebevoll und detailliert.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, allen voran aus denen von Jorge und Lisa, aber auch von diversen Nebenfiguren. So erhält man als Leser immer mehr Puzzleteile und setzt diese nach und nach zusammen.

Bis auf die Leiche im Hotel bleibt dieser Kriminalfall unblutig, was mir persönlich immer gut gefällt, da ich auf Blut und Grausamkeiten gerne verzichte und lieber kluge Ermittlungsarbeit und Ermittler, die sich selbst nicht so ernst nehmen, bevorzuge.

In diesem Fall gab es viele Beteiligte und Strippenzieher, und gerade die vielen Handlanger und Hilfsganoven machten das Ganze manchmal etwas unübersichtlich. Kommissar Zufall tritt auch hier wieder in Aktion. Auch gab es eher weniger Action, ein echter Spannungsbogen fehlt, aber es wird auch nicht langweilig. Der Fall bleibt bis zum Schluss verzwickt und wird dann zur Zufriedenheit des Lesers aufgelöst, aber ich hätte gerne noch erfahren, ob und wie die großen Strippenzieher bestraft wurden. 

Das Setting ist gerade für Mallorcafans attraktiv. Fernab der typischen Touristengebiete lernt man unbekanntere Ecken der Insel kennen. Hier findet sich sicherlich der ein oder andere Tipp für den nächsten Urlaub. Auch die mallorquinische Lebensart und Gastfreundschaft wird hier sehr schön wiedergegeben. Da sich Jorge und Lisa gerne durch die mallorquinische Küche schlemmen, sind dankenswerterweise noch im Anhang Rezepte zu finden.

Allen in Allem ist "Balearenblut" der gelungene Auftakt zu einer neuen Krimiserie, die sich um Lisa Langer drehen soll. Bezüglich der Protagonistin ist noch viel Luft nach oben, aber generell bietet Hanne Holms hier gute und kurzweilige Unterhaltung.