Rezension

Manchmal ist weniger einfach mehr....

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge - Ruth Hogan

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
von Ruth Hogan

Bewertet mit 3 Sternen

Charles Bramwell Brockley reiste allein und ohne Fahrkarte in dem Zug um 14:42 Uhr von London Bridge nach Brighton. Die Keksdose von Huntley & Palmers, in der er reiste, schwankte bedenklich auf dem Rand des Sitzes, als der Zug in Haywards Heath ruckelnd anhielt. Aber grade als die Dose nach vorne rutschte und auf den Boden des Waggons zu fallen drohte, wurde sie von rettenden Händen aufgefangen.

Anthony Peardew hat nicht nur seine große Liebe auf tragische Weise verloren, sondern am selben Tag auch das Medaillon, das sie ihm geschenkt hatte. Seitdem sammelt, katalogisiert und verwahrt er mit einer fast schon an Besessenheit grenzender Leidenschaft, alles, was seine Mitmenschen verloren, vergessen oder auch vielleicht einfach nur weggeworfen haben, denn wer weiss letzteres schon so genau.
Nach seinem Tod, erbt seine Haushälterin Laura nicht nur das Haus, sondern auch die schwierige Aufgabe vielleicht das eine oder andere Stück wieder zu seinem rechtmässigen Besitzer zu bringen....

Ach, was habe ich mich auf dieses Buch gefreut und vom ersten Absatz (s.o.) war ich hin und weg. Genau die skurile Thematik und der leicht schwarze, englische Humor, den ich erwartet hatte. Das versprach ein Lesehighlight zu werden.... und wurde es dann doch nicht ganz.

Irgendwie wollte dieses kleine Büchlein zu viel und dadurch blieb vieles ein wenig auf der Strecke. Am Meisten die verlorenen Gegenstände. Ich nicht lügen, aber es waren insgesamt vielleicht 6 von denen etwas ausführlicher erzählt wurde. Für meinen Geschmack, zu wenig.

Im Grunde geht es in diesem Buch um Liebe und Freundschaft in allen Facetten. Das ist wunderschön, aber auch hier wieder zu viel. Mir hätte es besser gefallen, wenn die Autorin sich auf Laura konzentriet und ihr und ihren Beziehungen dadurch mehr Tiefe gegeben hätte. So aber bleiben alle Protagonisten recht blass und lieblos eindimensional. Im Zusammnespiel mit dem etwas altbacken daherkommenden Schreibstil und Figuren, gelang es mir nur sehr schwer überhaupt einen Bezug zu Ihnen aufzubauen und Emotionen kamen bei mir nur bedingt an.

Auch fällt es mir schwer, den Schreibstil in Worte zu packen, denn er ist einerseits angenehm und liest sich flüssig, aber auf der anderen Seite ist er auch irgendwie fad. Er reisst nicht mit, baut keine Spannung auf und ich hatte nie das Gefühl jetzt unbedingt weiterlesen zu müssen. Im Gegenteil, wusste man doch schon auf den ersten Seiten von Eunice Geschichte alles.

Fazit: Ja, meine Erwartung war eine andere, aber das macht normalerweise nichts, denn ich lasse mich immer gerne von einem Buch überraschen. Doch Ruth Hogan hat in ihren Erstling einfach zu viel reingepackt, mit enormem Potential, keine Frage, aber die Umsetzung ist in meinen Augen nicht ganz gelungen. Manchmal ist weniger, aber dafür intensiver, einfach mehr.
Die Geschichten, jede für sich, auch die der Gegenstände, haben etwas und doch fehlt dem Buch das gewisse Etwas.