Rezension

Man(n) wird verstanden

Der letzte Scheißkerl - Roman Maria Koidl

Der letzte Scheißkerl
von Roman Maria Koidl

Bewertet mit 4 Sternen

Vor allem aber erfahren wir Frauen, wie wir selbst wirklich ticken. Der Sinnspruch, dass jeder, trotz aller Selbstzweifel, seinen kleinen privaten Größenwahn hegt, kommt vollends zum Tragen. „Bei mir ist er anders, weil ich anders bin.“ Das Buch räumt nicht nur mit derlei Überzeugungen auf. Ein Mann, also ein Insider, erklärt uns die Männer. Besser geht es nicht. Jede von uns wird sich nicht nur anhand der aufgeworfenen Fragen und vorgestellten Hypothesen wiedererkennen. Der Autor entknotet Irrungen und Wirrungen mit Klartext, Humor sowie einer Rationalität, wie sie nur Männern eigen ist.

Eigene Defizite endlich erkennen, sich seinen Ängsten stellen, den immer wieder kehrenden Mechanismus durchbrechen. Oft steht man sich dabei selbst im Weg und nicht der andere. So kompliziert, wie sich Beziehungen manchmal anfühlen, ist es gar nicht. herunter gebrochen auf einen einzigen Satz wäre die „take it or leave it“. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Doch an diesen Punkt muss Frau erst einmal kommen und sich durch den Nebel von Hoffnungen, Träumen und Wünschen kämpfen. Koidl macht klar, dass so manches weibliche Ansinnen bezüglich eines Auserwählten letztendlich doch nur ein Kampf gegen Windmühlenflügel ist. Und das soll es ja nun ganz und gar nicht sein, denn dafür ist das Leben bekanntlich zu kurz. Ankommen bedeutet da auch oft Weitergehen, so schwer es auch mitunter fallen mag. Wer möchte schon für seine Konkurrentinnen die Nieten aus dem Lostopf ziehen?

Ursache und Wirkung, Aktion und Reaktion, das ganze Repertoire der Machtspielchen werden zur Sprache gebracht und analysiert. Manchmal nicht so detailliert wie ich es mir gewünscht hätte, doch die Botschaft kommt trotzdem an. Ganz wichtig: das Ändern des Partners ist tabu, ebenso vorgefertigte Schablonen und Schemata. Es geht auch anders wie gesagt. Die breit gefächerte Studie denkt Missverständnisse auf, bietet Lösungsansätze oder gibt zumindest wahrlich interessante Denkanstöße, die vor allem vorteilhaft der eigenen Entwicklung zugute kommen.

Mit der Liebe steigt die Angst, ein Phänomen, das jeder kennt. Die verschiedenen Angsttypen werden klar voneinander abgegrenzt. Meist trifft man auf deren „Mischungen“. Doch von nun an ist zumindest etwas klarer, was im Verlaufe von Begegnungen vom Gegenüber zu erwarten ist. Ausnahmen bestätigen dabei natürlich immer die Regel. Leicht geschrieben, schwer getan. Frau hat es nicht leicht. Doch das liegt meist nur daran, dass sie es sich selbst schwer macht.