Rezension

Martin Krist bleibt seiner Linie treu

Engelsgleich
von Martin Krist

Es ist immer wieder faszinierend, wie Martin Krist es schafft Handlungsstränge, die scheinbar nicht das Geringste miteinander gemein haben, zu verflechten und das Ganze dann zu einer genial konstruierten Handlung zusammenzufügen. In dieser Disziplin ist er einer der Besten in Deutschland.

Es beginnt mit dem Verschwinden Merles. Die Jugendliche, die bei ihren Pflegeeltern lebt war auf dem Weg zu ihrer Freundin, kam dort aber nie an.

Kommissar Paul Kalkbrenner macht währenddessen eine grauenhafte Entdeckung. Auf einem stillgelegten Fabrikgelände wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, auf grausame Weise verstümmelt. Auf dem Gelände befinden sich dunkle, stinkende Kloakebecken. Als die Polizei diese näher untersucht, werden zu Kalkbrenners Entsetzen weitere Leichen geborgen. Elf Kinder, acht Jungen und drei Mädchen, allesamt vor ihrem Tode auf schlimme Weise gefoltert. Ist dies die Tat eines Serienkillers?

Und dann gibt es noch Markus. Er träumt von seinem ganz großen Durchbruch. Doch momentan ist er nur der kleine Drogenkurier.
Das Buch ist unglaublich spannend geschrieben. Die liegt nicht nur an dem permanenten Wechsel zwischen den Erzählsträngen, sondern auch an den vielen guten Dialogen. Dadurch wirkt die Geschichte viel lebendiger. Dass die Erzählstränge auf verschiedenen Zeitebenen spielen, merkt man als Leser erst spät. Trotz seiner fast 600 Seiten ist das Buch durchweg spannend und hat einige Wendungen parat. Wie schon in Drecksspiel werden auch hier wieder die dunklen Seiten Berlins zu Tage befördet. Stellenweise ist das Buch nichts für Zartbesaitete.

Witzig fand ich auch die Namensgleichheit zu den Berliner Brüdern Kalkbrenner aus der Musikszene. Kommissar Paul Kalkbrenners Vater heißt nämlich ganz zufällig Fritz, ist aber bereits verstorben.

Rasanter Erzählstil, Spannung von Anfang bis Ende. Meine absolute Empfehlung für jeden Thrillerfan. Und die Vorgängerbände mit Paul Kalkbrenner muss ich mir unbedingt noch besorgen.