Rezension

Mederia in 4D

Mederia 2
von Sabine Schulter

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin vollkommen baff von diesem Meisterwerk. Sabine Schulters Werke wissen bereits seit einer Weile, wie sie mich verzaubern können, aber wie schafft es die Autorin auch jedes Mal wieder eine Schippe oben drauf zu legen? Der 2. Band der Mederia-Trilogie erfreut sich einer gelungenen Einleitung. Die Autorin wiederholt in kurzen Sätzen, die bisherigen Geschehnisse und frischt kleine Details, wie zum Beispiel, dass Kimrie eine Spionin ist, auf, indem sie ihre schwarze Kleidung, die sich an die Umgebung anpasst, beschreibt.

Doch nicht nur anhand der Einleitung, erkennt man das schreibtechnische Talent der Autorin. Ihr Schreibstil reicht bereits weit über bildgewaltig hinaus. Kleine Szenen - in denen sich die Dämonen wie Raben auf den Dächern niederlassen, um der Musik einer Ignis zu lauschen, man einen Sonnenuntergang vom Königssaal betrachten kann oder die Mamorfeste - werden liebevoll beschrieben und lassen einen unaufhörlichen Streifen an Bildern im Kopfe des Lesers erscheinen. Doch sobald man mit den Charakteren durch die Lüfte segelt, spürt man den Lufthauch im Gesicht, wenn sich die Protagonisten in die Sonne legen, hat man als Leser den typischen Sommergeruch in der Nase. Dieses Buch habe ich mit all meinen Sinnen erlebt.

Nachdem ich durch die ersten Seiten des Buches geblättert habe, ist mir schnell aufgefallen, wie sehr ich die Charaktere der Geschichte bereits in mein Herz geschlossen hatte. Auf all die bekannten Gesichter zu treffen, hat eine unglaubliche Wiedersehensfreude in mir ausgelöst. So schön war der Gedanke mit Marie wieder eine starke Verbündete und Freundin neben Lana zu wissen oder den Elbenkönig Tesha wieder in den Reihen der Gruppe begrüßen zu dürfen. Selbst auf die oft übellaunige Mihana habe ich mich unglaublich gefreut. Doch war es auch eine tolle Erfahrung, Personen näher kennenzulernen, die in Band 1 bisher nur namentlich erwähnt wurden, wie zum Beispiel Lanas Lehrmeister Talien oder Grays Geschwister Famir und Sharie. Von Seite zu Seite wächst die Gruppe und ich bin mir sicher, dass auch in Zukunft noch weitere tolle Reisegefährten auf sie warten. Auf jeden Fall ist es Sabine Schulter gelungen, all ihren Charakteren eine innere Vielfalt zu gewähren und ihnen eine eigene Persönlichkeit zu geben.

Doch nicht nur im Bereich der Charaktere, erkennt man eine Vielfalt. In der Welt Mederias trifft man immer wieder auf weitere Wesen. Banshees, Drachen, Elementmagier, Priester und Schatten, sind nur ein kleiner Bruchteil der magischen Wesen dieser Geschichte. Auch hier beweist die Autorin wieder ein nicht endendes Maß an Fantasie und mit ihrer Detailliebe, lernt der Leser jedes einzelne Wesen näher kennen. Letztendlich bekommt man ein gewisses Gefühl für die verschiedenen Völker und ihre Sitten, aber kann sich auch viele Details vorstellen, wie die durch Schuppen gepanzerten Drachen, die katzenähnlichen Faeles und vieles weiter.

Während in Band 1 noch viel auf die Welt, die verschiedenen Völker und die Charaktere eingegangen worden ist, so dreht sich der 2. Band doch etwas mehr um Politik, die geregelten Abläufe in einem Krieg, die die Personen vor dem Tod schützen und kleine Wunder. Diesen Aufbau fand ich sehr geschickt gewählt, da man im ersten Band die Chance bekommt, sich in diese wunderbare Welt verlieben zu können, um im Folgeband zu wissen und zu spüren, für welch schöne Welt die Wesen der Geschichte kämpfen. Wofür auch unsere Protagonisten Lana und Gray kämpfen.

Im ersten Band hat sich eine zarte Freundschaft zwischen den Beiden entwickelt, die sich nun zu einer starken Verbundenheit entwickelt, die aber Steine in den Weg gelegt bekommt. Gerade durch den Krieg, müssen die Beiden einiges durchmachen. Gray muss als Kronprinz der Dämonen und baldiger König die komplette Verantwortung für sein ganzes Volk übernehmen. Doch obwohl die Dämonen bereits einige Verluste erlitten haben, muss er sie weiterhin in den Krieg und damit in den Kampf schicken. Lana ist mit ihrer reinen Göttlichkeit im Inneren, zu einer starken Schlüsselfigur in diesem Krieg geworden und zu einer wichtigen Figur der Hoffnung. Die große Verantwortung, die die Zwei ständig mit sich tragen, wiegt schwer, aber man weiß, dass sie alle Hindernisse überwinden können, solange sie zusammen sind. Als Leser erwischt man sich schnell dabei, wie man sich erhofft, dass langsam etwas mehr zwischen ihnen entsteht, als nur Freundschaft und trotzdem ist das Entwicklungstempo ihrer Beziehung einfach nur perfekt, authentisch und glaubwürdig.

Letztendlich gibt es bestimmt noch zig Punkte, die ich in meiner Rezension auflisten und besprechen könnte (alias über die ich schwärmen könnte), allerdings möchte ich meine Lobeshymne nicht so lang wie das Buch werden lassen. Einen Punkt möchte ich aber noch ansprechen und zwar ist mir beim Namen des Bösewichtes Durak etwas aufgefallen. Sein Name, kam mir generell als Wort so bekannt vor, weswegen ich es kurz gegooglet habe und tatsächlich handelt es sich dabei um ein mir bekanntes, russisches Kartenspiel. Letztendlich blieb mein Blick aber auch an der Übersetzung hängen und Durak heißt übersetzt einfach Dummkopf. Was ein genialer Schachzug, den selbst eingebildeten, mächtigen Feind, Dummkopf zu nennen.

Fazit:

Ein Buch, das beim Leser ankommt, wie ein 4D-Kinofilm. Der Schreibstil ist unglaublich bildgewaltig und lässt einen mit allen Sinnen mitfühlen. Nebenbei verliebt man sich in die Welt Mederias mit all ihren unterschiedlichen Völkern, ihren Wesen und all den schönen Orten und Personen. Es war eine unheimliche Wiedersehensfreude all die Freunde aus Band 1 wieder antreffen zu können und die Freundschaft zu vertiefen. Außerdem macht es echt Spaß Gray und Lana zu shippen. =)