Rezension

Mehr als man erwartet

Raum - Emma Donoghue

Raum
von Emma Donoghue

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt Verbrechen, weit weg von brutalen Taten, wie ich sie in Dutzenden Thrillern gelesen oder in Filmen gesehen habe. Solche Verbrechen sind so unvorstellbar, dass es erst Fälle braucht, die zufällig an die Öffentlichkeit geraten, bis Bücher mit ähnlichen Plots geschrieben werden können. "Raum" erinnert mich an eine Mischung aus dem Fall Kampusch und die Gräueltaten von Josef Fritzl. Ekelhaft, wenn man bedenkt, dass diese beiden Fälle und ein paar wenige, bei denen den Opfern im besten Fall die Flucht gelang, nur die winzige Spitze des Eisbergs bilden.
In "Raum" erleben wir alles aus der Sicht von Jack, frischgebackener Fünfjähriger. Wir erfahren, wie er und Ma den Tag verbringen und wir erfahren, was passiert, wenn Jack zum Schlafen in den Schrank geht. Wir erfahren Stück für Stück, was real ist und wer eigentlich dieser Old Nick ist. Und wir erfahren, was Ma passiert ist. Vor langer, langer Zeit. 
"Raum" steckt voller Überraschungen und zielt nicht darauf ab, 410 Seiten über das Leben in einem winzigen Raum und die Flucht aus diesem zu beschreiben. Oder das Martyrium. Nein, "Raum" ist viel mehr. Viel weitblickender und viel mehr über den Tellerrand hinaus. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, sonst nehme ich vielleicht etwas vorweg.
Obwohl der Inhalt sehr ungemütlich ist und ein unangenehmes Gefühl verursacht, ist "Raum" niemals langweilig und liest sich sehr zügig. Das liegt auch daran, dass Emma Donoghue geschickt Situationen einbaut, die für eine gute Portion Herzklopfen und Schweiß auf der Stirn sorgen. Besonders eine Szene hat mir richtig zu schaffen gemacht und ich musste das Buch erstmal auf Seite legen.. 

Fazit
"Raum" macht nicht immer Spaß, soll es auch nicht. Aber es macht Hoffnung. 
Tolle, tiefgreifende Lektüre.