Rezension

Mehr bildend als spannend

Nordische Mythen und Sagen - Neil Gaiman

Nordische Mythen und Sagen
von Neil Gaiman

Bewertet mit 2.5 Sternen

Neil Gaiman kannte ich bisher nur als Autor von Stardust - das ich wiederum nicht gelesen, sondern nur gesehen und als ein (sagenhaft gradioses) Hörspiel gehört habe. Diese Begeisterung ließ mich 'Nordische Mythen und Sagen' mit einer gewissen Spannung beginnen und ich wollte ähnlich verzaubert werden wie von Claire Danes und der BBC. Doch diese Erwartung war zu hoch.

Neil Gaiman erfindet hier keine neuen Geschichten. Das ist klar. Das vorliegende Buch ist eine Sammlung von Geschichten um die nordischen Götter und den Beginn und das Ende der Welt. Wer ein wenig mehr darüber erfahren will, was Loki treibt, wer bei den Göttern denn nun mit wem und wie die Riesen, Zwerge und andere nordische Fabelwesen dazu stehen, der kann mit diesem Büchlein seine Bildungslücken füllen. Wie altdeutsche Märchenbücher findet man hier aber Geschichten, die relativ emotions- und spannungslos, dafür schlicht schildernd, daher kommen. Wirkliches Schreibtalent kann ich daher dank dieses Buches leider nicht bezeugen. Chronologisch wird die Entstehung der Welt, der Götter, deren Wirken und ihr Ende abgehandelt. Was dazwischen an Ränkespielchen stattfindet, habe ich, ehrlich gesagt, schon wieder fast vergessen. Zwar werde ich mich wohl dran erinnern, falls die Rede mal irgenwie darauf kommen sollte, aber im Gedächtnis geblieben ist mir nichts. Das Buch konnte mich nicht berühren, hat keinerlei Emotionen bei mir ausgelöst. Eigentlich war es ziemlich langweilig. Da die Kapitel recht kurz und die Episoden in sich abgeschlossen erzählt wurden, lud das Buch aber dazu ein, zwischendurch immer wieder Lesepausen einzulegen.

Dass das Buch keine Emotionen in mir auslösen könnte, liegt, rückblickend, vermutlich auch daran, dass die Charaktere im Buch ebenfalls gefühllos erscheinen. Trotz all der Gemeinheiten, die sich die Götter gegenseitig antun, trotz all der Grausamkeiten, die sie und die, mit denen sie zu tun haben, ertragen müssen, habe ich nicht den Eindruck gewonnen, dass es sich bei ihnen um fühlende Wesen handelt. Ja - sie jagen Loki aus Rache für seine Missetaten - aber genau in so einem Satz wird das auch beschrieben. Es findet keine 'Innenansicht' statt daher kann auch keine Identifikation erfolgen.

Schade, ich habe sehr viel mehr erwartet. Lag es nur daran, dass Gaiman hier eine Sammlung alter Geschichten in einen Kanon bringt ohne sie zu verändern, oder ist es wirklich sein Schreibstil? Das wird ein weiteres Buch entscheiden müssen. Dieses bitte nur bei Begeisterung für die nordische Götterwelt und diesbezüglichem Informationsbedarf lesen!