Rezension

Mehr ein Actionfilm wie ein gewöhnlicher Thriller

Ich bin die Nacht - Ethan Cross

Ich bin die Nacht
von Ethan Cross

Bewertet mit 3.5 Sternen

Francis Ackerman jr. ist schlau, hat die Kraft eines Bären und die flinke Wendigkeit eines Wiesels und er ist der schlimmste Albtraum, der einem Menschen passieren kann. Francis Ackerman jr. ist ein Serienmörder und er liebt es zu spielen. Und er spielt nur, wenn er sich sicher ist dieses Spiel auch zu gewinnen.
Marcus Williams will ein neues Leben anfangen und bezieht die Farm seiner verstorbenen Tante nahe eines kleinen Nestes. Er ahnt nicht, dass er genau dort auf Ackerman jr. treffen und sich damit sein Leben für immer verändern wird.

Die Buchbeschreibung hört sich sehr verlockend an und weckt die Suggestion eines brutalen Thrillers mit Anlehungen an die SAW-Filmreihe. Zudem besticht das Cover durch seine absolute Dunkelheit, denn es ist vollkommen schwarz. Den Titel kann man nur lesen, wenn man die geprägte Schrift in die Sonne hält oder den geschwärzten Buchschnitt mit dem Titel betrachtet. Mich sprach dies sehr an und ich war neugierig.

Das Buch beginnt mit einem ziemlich heftigen Szenario und Ackerman jr. wird dem Leser gleich vorgestellt. Er spielt mit zwei Polizisten ein perfides Spiel und man ahnt, dass man es hier mit einem ganz besonderen Serienkiller zu tun bekommt. Was sich jedoch durch das ganze Buch zieht ist lediglich die Andeutung sehr schlimmer Folter und grausamer Morde, denn vor Augen geführt bekommt man nur das Geplänkel davor oder ab und an eine zugerichtete Leiche. Wer also auf ein Schlachthaus aus ist, der ist bei diesem Buch falsch.

Francis Ackerman jr. und Marcus Williams als Protagonisten erscheinen wie Ying und Yang. Ihre Vergangenheit wird gut dargelegt, ihre Handlungsweisen sind verständlich und teilweise auch leicht tiefgründig. Schade ist hier, dass manche Entwicklungen – gerade in Bezug auf Ackerman jr. – nur angerissen und dann als gegeben hingestellt werden. Ich hätte mir hier noch eine ausgebautere Charaktertiefe gewünscht, gerade da die Ansätze sehr vielversprechend sind.

Etwas mehr als die erste Hälfte des Buches begleitet man als Leser abwechselnd Ackerman jr. und Williams bei ihrer Annäherung aneinander, bevor die Geschichte eine ungewohnte Wendung nimmt. Zwar wird bereits ganz zu Beginn des Buches angedeutet, dass etwas Größeres hinter dem Ganzen steckt, das erste richtige Auftauchen hiervon wirkt aber wie ein Keulenschlag und zerrt das Buch in eine ganz andere Richtung. Zudem wird dieser Schlag zum Ende des Buches nochmals übertroffen. Ich kann verstehen, warum sich einige Leser sehr an dieser Wendung stören, ich empfand sie aber nicht als so schlimm wie in anderen Buchmeinungen besprochen. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Wendungen etwas raffinierter gewesen, etwas durchdachter und logisch erschienen wären. So bin ich einerseits etwas enttäuscht von ihnen, andererseits aber auch neugierig, was da noch kommen wird.

Generell kann man sagen, dass “Ich bin die Nacht” eher einem thrilligen Actionfilm als einem typischen Thriller in Buchform gleicht. Die Spannung ist definitiv vorhanden, der Schreibstil flüssig und schnell. Manche Plottwiste wirken sehr cineastisch und sind leider teilweise etwas unlogisch. Das Ende des Buches deutet darauf hin, dass hier eine Reihe, aber zumindest eine Fortsetzung geplant sein könnte. Für mich was das Buch eine leichte, spannende Unterhaltung und ich denke ich werde eine eventuelle Fortsetzung auch lesen wollen, da ich neugierig auf die zum Schluss entstandene Situation bin. Trotzdem hat das Buch definitiv einige Schwachstellen.