Mehr Psycho, weniger Blut?
Bewertet mit 5 Sternen
Der Auftakt zur Will-Trent-Reihe ist grandios.
Kennt man die Reihe um Jeff-Tolliver und Sarah Linton, weiß man um die blutigen, brutalen, ekeligen Gewalttaten. Auch hier geht es wieder um Frauen, die misshandelt werden, jedoch steht der Werdegang des Täters im Mittelpunkt. Außerdem werden die Protagonisten Will und Angie vorgestellt, die beide keine schöne Kindheit im Waisenheim und in diversen Pflegefamilien hatten. Ihr Schicksal macht sie zu einem unschlagbaren Team und zu außergewöhnlichen Polizisten.
Es geht um John Shelley, der nach 20 Jahren Inhaftierung wegen Vergewaltigung, Verstümmelung und Ermordung an der 15-jährigen Mary Alice, versucht sich als Pädophiler abgestempelt ein neues Leben aufzubauen. Dann findet er jedoch heraus, dass sich jemand seiner Sozialversicherungsnummer bedient und sich auf seinen Namen mehrere Kreditkarten und ein Haus besorgt hat. Wer aber ist das und warum tut er es? Zur selben Zeit häufen sich Fälle, in denen 15-jährige Mädchen misshandelt und getötet werden. Allen wurde die Zunge entfernt, wie einst Mary Alice. Ist John wirklich ein Serienmörder oder ist er vielleicht gar nicht zu Gewalttaten fähig?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, weil man die Geschichten der einzelnen Figuren sehr gut nachvollziehen kann und sich in sie hineinversetzen kann. Zumindest in die meisten, denn die Polizisten haben allesamt ein sehr außergewöhnliches Lebensschicksal hinter sich und handeln sehr wagemütig. Will ist Legastheniker und versucht dies mit allen möglichen Tricks zu vertuschen. Angie arbeitet in leichter Bekleidung u.a. auf dem Straßenstrich. Schließlich weiß man gar nicht mehr, für wen man Mitgefühl haben soll und für wen nicht. Nebenher ließt sich die private Beziehung zwischen Will und Angie, wobei die hier nicht so sehr im Mittelpunkt steht, wie die Beziehung von Jeff und Sarah in der anderen Reihe. Man erlangt mehr einen Blick in die Psyche der Figuren, als dass man massenweise Details von den brutalen Morden zu lesen bekommt.