Rezension

Mehr Sex als Liebe

Soulmates: Ruf des Schicksals - J. L. Langley

Soulmates: Ruf des Schicksals
von J. L. Langley

Bewertet mit 2 Sternen

Liebe ist nicht gleich Sex. Wer hier Liebe sucht, wird enttäuscht! Es geht nur heiß her.

Erster Satz:
„Brumm, brumm... Mommy, wenn ich ein Wolf bin so wie Daddy, warum kann ich mich dann nicht verwandeln?“

 

Meinung: 
Das Cover ist ziemlich romantisch. Die Farben, das fast küssende Paar, die schmusenden Wölfe. Fast kitschig. Wären nicht die Steppe und der Baum sowie der strahlende Sonnenschein, fände ich es wohl nicht so toll. So finde ich die Wölfe süß, das Pärchen heiß und die Gestaltung des Schriftzugs ansprechend. Ein stimmiges Cover.

Den Titel finde ich nicht besonders spektakulär. "Seelenverwandte" für einen Liebesroman, dazu noch einen werwolflastigen, zu wählen, ist nicht besonders kreativ. Mittlerweile weiß doch jeder, dass Werwölfe im romantischen Fantasy-Bereich meist nur einen Partner fürs ganze Leben wählen. Da ist das "Schicksal" als Schlagwort natürlich naheliegend. 

Der Schreibstil ist nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. Für mich waren keine besonderen Perlen oder ähnliches dabei, was ich mir hätte markieren wollen. In dem Sinne eher ein durchschnittliches Produkt als ein ausgefallenes.

Die Handlung ist genretypisch, fürchte ich. Es geht um Werwölfe, homosexuelle Werwölfe. Für mich wertet die Sexualität das Genre schon auf, da es noch einmal andere Aspekte aufzeigen kann. Bei normaler Fantasy für Erwachsene kann man mit viel Sex rechnen – hier auch. Tatsächlich war es mir sogar zu viel. Natürlich stellt dieser Akt die Charaktere noch einmal besser oder anders dar, als man sie zuerst wahrnimmt. Aber in diesem Roman habe ich gefühlt mehr Sex gelesen als alles andere. Dabei sind Werwölfe doch spannende Wesen! Außerdem wurde ein interessanter Subplot eingebaut, der wirklich etwas hätte reißen können, wenn die Liebschaft zwischen Chay und Keaton nicht so massiv im Vordergrund gestanden hätte. Das ging sogar so weit, dass der eine mit Gehirnerschütterung Sex hat. Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich bin mir sicher, dass das in der Realität nicht so einfach machbar wäre. Außer man möchte hinterher Erbrochenes von sich herunterwischen. Der Konflikt wurde sehr ansprechend weiter aufgebaut. Leider wurde er am Ende dermaßen schnell gelöst, dass man enttäuscht war. Da passiert endlich mal was abseits vom Bettsport und es wird so „verbraten“.

Die Geschichte wird aus einer personalen Erzählperspektive erzählt, die immer wieder zwischen Chay und Keaton wechselt. Das tut sie so oft und plötzlich, dass ich zwischenzeitlich dachte, der Erzähler könnte auch auktorialer Natur sein. Da er aber nur die Gefühle des Hauptpairs beleuchtet und auch sonst nichts preisgibt, was diese beiden nicht wissen, tippe ich insgesamt gesehen auf einen personalen. (Falls ich mich irre, freue ich mich darüber, wenn mir jemand den Unterschied näher bringen könnte! Da bin ich nämlich immer etwas unsicher.)

Chay stammt von einem Indianerstamm ab und wohnt in einem Reservat. Als Charakter hat ihn das leider fast gar nicht geprägt. Auch seine Einstellung zu seinem Dasein als Werwolf zeigte keinerlei Probleme auf – bis auf die Tatsache, dass sein Gefährte ein Mann ist. Ich mochte Chay wegen seiner meist gelassenen Art, mit der er Keatons Temperament ertrug. Gleichzeitig fand ich seine Spitznamen für Keaton nicht ganz so toll.
Da waren Keaton und ich einer Meinung. „Little Bit“ ist jetzt nicht so das Gelbe vom Ei, wenn man mich fragt. Außerdem finde ich es bemerkenswert, dass Keaton so ziemlich der kleinste Charakter in der Geschichte ist, aber insgesamt gesehen einer der stärksten Wölfe. Auch wenn er meist den eher weiblichen Part in der Beziehung übernimmt, besitzt er doch auch die Möglichkeit, seinen Partner zu beschützen. Wenn man ihn denn ließe. Ich hasse es, wenn Leute das Potential ihrer Charaktere nicht ausschöpfen. Aber daran kann ich nichts ändern.
Witzigerweise haben mir auch bei diesem Roman die Nebencharaktere sehr gut gefallen. Die leicht rassistische Lena (was nicht heißt, dass ich Rassismus befürworte!), das Rudel von Chay sowie das ehemalige Rudel von Keaton. Außerdem bin ich gespannt, wie die Geschichte zwischen Remi und Jake weitergeht. Jake war mir von Anfang an sehr sympathisch.

 

Fazit: 2*

Ich habe das Buch zwar gerne gelesen, da es leichte Unterhaltung verspricht. Doch wenn ich es nach fachlichen Maßstäben betrachte, schneidet es nicht so gut ab. Schon während des Lesens haben mich die ständigen Sexszenen unangenehm an SoG erinnert – und das nicht, weil BDSM vorgekommen wäre, sondern weil sie so zahlreich waren. Für Leute, die sehr auf Erotik in ihren Liebesgeschichten abfahren, ist dieses Buch sehr empfehlenswert!