Rezension

Mehr Sozialdrama denn Kriminalroman

Eine von uns
von Harriet Cummings

Bewertet mit 4 Sternen

Dunkle persönliche Geheimnisse hinter idyllischer Fassade, hervorgeholt durch die Jagd nach einem ungewöhnlichen Einbrecher.

Der Fox geht um im englischen Dorf Heathcote, bricht in die Häuser der Dorfbewohner ein, entwendet das ein oder andere, hiinterlässt Spuren von Wald und Vandalismus, stößt den ein oder anderen dadurch auf seine tiefsten Geheimnisse und fördert sie so, für alle sichtbar werdend und damit brachial, ans Tageslicht. Doch wer ist der Fox, den die Polizei im Jahr 1984 aufgrund der noch in den Kinderschuhen steckenden Ermittlungsmöglichkeiten anhand DNA- und weiterer Spuren, nicht fangen kann? Und was will er von der ruhigen, allein lebenden, gottesfürchtigen Anna, die er offenbar entführt hat, was das Dorf nur noch mehr in Aufruhr versetzt?
Abschnittsweise aus der Perspektive einzelner Dorfebwohnerinnen und -bewohner, die auf unterschiedliche Weise Kontakt zu Anna hatten, wird die Suche nach ihr und dem Fox erzählt, wobei das Geheimnis des im Fokus stehenden Charakters langsam enthüllt wird und die Reaktion des Dorfes daraus schonungslos dargelegt wird. Am Ende bleibt die Verzweiflung desjenigen, dem zu viel anvertraut wurde und der deshalb erkannte, wie wenig Leben er selbst hat, obwohl er am Leben vieler teilhatte. Schuld und Schuldzuweisung, Egoismus und Abschottung, deren Auswirkungen, spielen ebenfalls eine Rolle.
So entfaltet sich ein Sozialdrama, das in seinen Abgründen fesselnder nicht sein könnte. Ein besonderes Lese-Gefühl!
Das Cover kommt recht harmlos daher, mit der Zeichnung der Dorfhäuschen und der Spur eines Fuchses. Dennoch weckt es Aufmerksamkeit.