Rezension

Mehr Wendungen hätten die Spannung erhöht

Broken Dolls - Er tötet ihre Seelen
von James Carol

Bewertet mit 4 Sternen

Der Profiler Jefferson Winter arbeitet seit seinem Ausstieg beim FBI als freier Berater für die Polizei. Als in London ein Serientäter umgeht, der seinen Opfern eine Lobotomie verpasst, wird er von Scotland Yard engagiert. Die Zeit drängt, der Täter hat schon das nächste Opfer in seiner Gewalt…

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive des Protagonisten Jefferson Winter erzählt, einzelne Kapitel allerdings auch in der dritten Person aus der Sicht des aktuellen Opfers Rachel. Über Winter wird nicht allzu viel bekannt, sein Vater war ein Serienmörder und er selbst macht sich bis heute Vorwürfe, dass er dies nicht erkannt hat und befürchtet, irgendwann in seines Vaters Fussstapfen zu treten. Ansonsten bleibt Winter, genau wie die anderen Figuren, eher blass, was mich aber nicht gross gestört hat. Bei Thrillern möchte ich in erster Linie in der Handlung versinken, da brauche ich keine bis in die Tiefe ausgefeilten Figuren. Er hätte allerdings etwas weniger auf seinen Fähigkeiten herumreiten können, was ihn doch recht arrogant erscheinen lässt.

Die Handlung ist durchaus spannend aufgebaut, für meinen Geschmack allerdings etwas zu geradelinig. Jede Vermutung Winters ist richtig, jede Spur führt in die richtige Richtung, nie geraten die Ermittler an ihre Grenzen. Ich hätte es spannender gefunden, wenn der Autor auch einige Wendungen eingebaut, die Ermittler (und damit auch den Leser) mal in eine falsche Richtung geleitet hätte. Besonders der Protagonist Jefferson Winter wirkt durch diese Fehlerlosigkeit ziemlich unglaubwürdig. Dies vor allem, da er praktisch alle seine Schlussfolgerungen aus reinem Bauchgefühl zu treffen scheint, ohne nachvollziehbare Abwägungen (und dabei natürlich immer richtig liegt). So wählt er beispielsweise aus zwei potentiellen Opfern, die beide alle gefragten Merkmale erfüllen, ohne zu zögern die richtige aus, mit der Begründung "die ist es", oder löst einen Fall ganz nebenbei nur durch die gründliche Lektüre der Anfrage-E-Mail (und weiss sogar, wo die Tatwaffe liegt)...

Wer gerne miträtselt, wird bei "Broken Dolls" nicht auf seine Kosten kommen. Der Täter wird hier, wie leider oft bei Thrillern, aus dem Hut gezaubert und von den Ermittlern präsentiert, ohne davor auch nur einmal in den Fokus der Ermittler geraten zu sein. Auch das Motiv wirkt ziemlich an den Haaren herbeigezogen.
Der Schreibstil des Autors James Carol lässt sich flüssig lesen und ist eher einfach gehalten, ohne dabei langweilig zu wirken. Das Thriller enthält einige recht blutige und brutale Szenen, sodass ich sensiblen Lesern von der Lektüre abraten möchte.
 

Mein Fazit

Mehr Wendungen hätten die Spannung noch erhöht.