Rezension

Mein erstes Buchhighlight für 2016

Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt 01.
von Nicola Yoon

Bewertet mit 5 Sternen

Ich LIEBE dieses Buch. Absolut. Von der ersten Seite an, bis hin zum letzten Wort. Ich wünschte mir während des Lesens, ich könnte schneller lesen – und wünschte mir gleichzeitig, ich würde langsamer lesen. Es ist mein erstes Buchhighlight für 2016. Eigentlich gehört diese Feststellung ins Fazit, doch im Falle dieses wundervollen Buches von Nicola Yoon will diese Information einfach jetzt schon aus mir heraussprudeln. Eine Ahnung davon hatte ich bereits beim Lesen der Leseprobe. Daher bin ich der Verlagsgruppe Oetinger sehr dankbar dafür, dass sie mir dieses Rezensionsexemplare überließen.

Story

Der Klappentext lässt vielleicht eher eine traurige, melancholische Geschichte vermuten. Diese Erwartung wird jedoch schon auf den ersten Seiten im Keim erstickt. Madeline leidet zwar an einem seltenen Immundefekt, der ihr nicht erlaubt, ihr Zuhause zu verlassen. Und ja, sie lebt vollkommen isoliert und hat als einzige Gesellschaft ihre Mutter und ihre Krankenschwester Carla. Doch sie ist den Umständen entsprechend glücklich – schließlich kennt sie es nicht anders. Vielmehr hat sie gelernt, sich mit ihren Beschränkungen zu arrangieren und sich nichts über das Mögliche hinaus zu wünschen.

Das wird allerdings schwierig, als Olly mit seiner Familie gegenüber einzieht, ihre Neugier weckt und ihre Gefühlte wachrüttelt. Auch Olly, der es mit seiner Familie nicht einfach hat, ist neugierig und sucht den Kontakt zu Madeline. Zwar waren für meinen Geschmack ein wenig zu schnell Gefühle im Spiel, doch das war mir egal – es war einfach zu magisch.

Was mich an der Geschichte besonders faszinierte, war die ungewöhnliche Idee. Wie soll man eine Freundschaft oder eine Beziehung aufbauen, wenn man nicht im selben Raum sein darf? Nicola Yoon baut um diese Frage herum eine unglaubliche Spannung auf und erzählt gleichzeitig mit einer berückenden Leichtigkeit von Madelines und Ollys Leben, so dass ich ab Seite 1 vollkommen süchtig war.

Ohne zu viel verraten zu wollen, möchte ich noch eines zum Ende loswerden: Am Ende war ich tatsächlich so naiv zu glauben, ich wüsste, wie es endet. Doch stattdessen überrumpelte mich die Geschichte im letzten Drittel mit einer Wende, die ich so niemals erwartet hätte. Ich musste tatsächlich erstmal das Buch weglegen und einen Moment durchatmen. Ab da habe ich die Seiten im Sturm durchblättert, nur um endlich Gewissheit zu haben.

Schreibstil

Nicola Yoon schreibt lässig, pointiert und beschwingt und traf damit zu hundert Prozent meinen Geschmack. Ihre Worte klingen herzlich, sie erweckt humorvolle Charaktere zum Leben und streut immer wieder liebenswerte, aberwitzig komische Ideen und Beobachtungen ein. Hinzu kommen gut gesetzte Auslassungen, die die Fantasie des Lesers anregen. Denn ich finde, gerade dadurch, dass einiges nicht laut ausgesprochen wird, wird es umso deutlicher betont.

Die Geschichte wird aus Sicht von Madeline erzählt. Die Erzählform reicht von Chatprotokollen bis hin zu kleinen Bildern und Comics. Auch herrlich aussagekräftige mathematische Gleichungen dienen dazu, die Gedanken und Gefühle von Madeline zu visualisieren.

Charaktere

Sowohl Madeline als auch Olly sind grandios humorvoll. Fast auf jeder Seite musste ich laut auflachen, nur um im nächsten Moment innerlich aufzuseufzen. Beiden Charakteren war ich sofort ganz nah, ohne dass es vieler Worte bedurfte. Klar ist Olly vielleicht eine Spur zu perfekt, doch das nahm ich hier wirklich gerne in Kauf. Es wird auch nicht übertrieben. Überhaupt geht Nicola Yoon nicht allzu sehr auf Äußerlichkeiten ein, da sie im Leben von Madeline schlicht keine Rolle spielen.

Fazit

Als Erstes muss gesagt werden: Ich werde nie wieder Guglhupf backen oder essen können, ohne einen Lachanfall zu bekommen! Dieses Buch ist wunderbar. Am ersten Abend musste ich mich zwingen, es beiseite zu legen. Ich habe alles nachempfunden – fühlte mich ebenso kribbelig, ebenso unsicher und ebenso ängstlich hoffnungsvoll. “Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt” machte mich vollkommen glücklich, wahrscheinlich lese ich gleich noch einmal.