Rezension

Mein Herzensbuch 2016

Paris, du und ich - Adriana Popescu

Paris, du und ich
von Adriana Popescu

Bewertet mit 5 Sternen

„Ich bin eine Meisterin der Tagträume, angestachelt von den Büchern, die ich verschlinge, in die ich am liebsten kriechen würde, wenn mir mein Leben zu öde und durchschnittlich vorkommt.“ (S. 10)

Wer, gerade von uns Bücherfreunden, verliebt sich bei diesem Satz nicht gleich in Emma, den etwas klein geratenen Buchnerd. Ich habe sie schon ab diesem Moment in mein Herz geschlossen und mal wieder hat es Adriana geschafft, eine Protagonistin zu schaffen, die mich so wahnsinnig an mich selbst erinnert. Durch Emmas Leidenschaft für Literatur, ihrer Liebe zu Paris, die sie bisher rein aus Büchern hat, ihrem besonderen Interesse an Montmartre, diesmal sogar noch viel mehr, als all die bisherigen Protagonistinnen, denn das sind genau die Dinge, die auch ich unheimlich gerne mag, die meine Leidenschaft sind und mein Herz erobern.

Non, je ne regrette rien / Nein, Ich bereue nichts – Edith Piaf

Emma, die dem charmanten, aber für meinen Geschmack viel zu glatten und eingebildeten Austauschschüler Alain verfallen ist. Der schmeichelt ihr, macht ihr Komplimente auf Französisch – da kann so ein junges Herz schon mal schmelzen. In den Herbstferien macht Emma sich auf und will ihren Alain in Paris überraschen. Mit Rucksack und kaum Geld steht sie vor seiner Tür..und knacks…ihr Herz bekommt einen ganz schönen Treffer, als Chloé, seine Freundin, ihr die Tür öffnet.

Sie ist am Boden zerstört, igelt sich zwei Tage lang im Hostel ein und dann kommt Montmartre, schon in den Büchern ihr liebster Teil von Paris, auch noch mit so wahnsinnig viel Romantik daher – enge, schmale Gassen, Straßenmusiker, rosafarbenen Himmel mit traumhaftem Sonnenuntergang über Paris, die Lichterketten an den gemütlichen, alten Cafés. Das hilft jetzt auch nicht gerade, um sich alleine in Paris wohlzufühlen. Doch Paris schickt ihr einen Herzschmerzfreund – Vincent.

Faut pas pleurer comme ça / Lass doch das Weinen sein – Daniel Guichard

Ja Vincent hat mir doch gleich deutlich besser gefallen, er ist liebenswert, charmant, dabei aber nicht glatt, ebenfalls ein kleiner Nerd, trägt gerne knallbunte Socken und hat einen wundervollen Humor. Und auch ihm wurde erst das Herz gebrochen. Gemeinsam beschließen die beiden, Paris dennoch auf ihre Art zu erkunden.

„Ich bin kein Held. Ich bin wirklich nur der Typ mit dem kaputten Herzen und den bunten Socken“ (S. 153)

Und ach, ich sags euch, nach nicht mal 50 Seiten war ich hin und weg. Ich MUSS nach PARIS..JETZT. Schon seit ich „Die Tochter des Malers“ und „Madame Picasso“ gelesen habe, möchte ich unbedingt einmal das Paris erleben, dass auch Emma so mag – Montmartre, mit seinen kleinen Gassen. Den steilen Treppen mit Blick über Paris, malerisch, traumhaft, umgeben von Künstlern aller Art. Einmal durch die Straßen der Lost Generation wandern, bei Shakespeare und Company einfallen. Und Adriana hat es geschafft, mir ein bisschen das Gefühl zu geben, als wäre ich mit Emma dort und würde all das selber erleben. Ganz besonders gefallen haben mir dabei Emmas Notizen, die Briefe an Paris, ihre Stadt des Herzens, sind.

Wenn ich dann schon da bin, dann möchte ich bei Jean-Luc in der alten Wohnung im Herzen von Paris, mit dem winzigen Balkon wohnen. Den einen Jean-Luc, den braucht jeder in seinem Leben! Er ist ein liebenswerter, älterer Herr und mit ihm und seiner Art, seiner Liebe zu seiner Frau und seinen Ratschlägen konnte mich Adriana richtig tief im Herzen treffen.

„Erlebt etwas. Sammelt Erinnerungen, damit ihr eines Tages mit jungen Menschen an einem Tisch sitzen und davon erzählen könnt. Es gibt nichts Schöneres als zurückzublicken und zu lächeln.“ (S. 211)

Wiedereinmal schafft es Adriana, mich vollkommen zu verzaubern und in das reinste Gefühlschaos zu stürzen. Ich war glücklich, sehnsüchtig, habe diese Lebensfreude gespürt und war gleichzeitig etwas melancholisch. Es war genau das richtige Buch, für diese etwas schwierige Zeit gerade bei mir – es hat mich so vollkommen eingenommen und voller Mut, Inspiration und einem warmen Gefühl im Bauch entlassen. Ich hoffe, diese Botschaft, die Adriana irgendwie immer wieder in ihren Büchern verpackt – lebe deinen Traum, lebe dein Leben, scheiß auf das, was die anderen sagen und folge auch mal deinem Herzen – bleibt noch lange in mir drinnen.

On ne voit pas le temps passer / Unmerklich schnell verstreicht die Zeit – Jean Ferrat

Adriana hat es mir ermöglicht, meine Sehnsucht nach Paris, meine Sehnsucht einmal Montmartre kennen zu lernen, neu zu entfachen. Dank ihr und Emma fühlte ich mich, als wäre ich schon ein kleines bisschen da gewesen. Eine Geschichte, die mich verzauberte, voller Gefühl, ein bisschen Romantik, dem typischen Humor und dieser wundervollen Botschaft, das jeder seinen Traum erfüllen sollte, ganz egal, was andere sagen. Und dass man auch mal seinem Herzen folgen sollte, nicht nur dem Verstand, denn das kann einiges wegstecken. Untermalt mit einem magischen Soundtrack bin ich noch jetzt ganz gerührt, verzaubert, inspiriert. Vielen Dank dafür!