Rezension

Mein persönlicher Buchpreis-Gewinner

Der Allesforscher - Heinrich Steinfest

Der Allesforscher
von Heinrich Steinfest

Bewertet mit 4 Sternen

Sixten Braun wird von Teilen eines explodierenden Wals am Kopf getroffen und lernt dann im Krankenhaus seine große Liebe kennen. Gegen diese Geschehnisse sind ein späterer Flugzeugabsturz und diverse skurrile (Traum)visionen eigentlich ganz normal. Nebenbei wird er auch noch zum Vater eines ganz besonderen, eigenartigen kleinen Jungen, der seine eigene Sprache spricht, versöhnt sich mit seiner toten Schwester und wächst beim Bergsteigen über sich hinaus.

„Der Allesforscher“ beginnt quasi filmisch und dieser Einstieg in die Geschichte war es, der mich so absolut begeisterte. Man wird nicht einfach mitten in eine Geschichte geworfen, sondern bekommt einen hollywoodreifen Prolog geboten, der mich bei meiner Leidenschaft fürs Kino packte und mit „Der weiße Hai“ und „Psycho“ gleich zwei Klassiker ins Feld führt. So spannungsgeladen und fesselnd möchte auch „Der Allesforscher“ wahrgenommen werden. Bei mir hat das sehr schnell funktioniert. Die Dialoge sind witzig und die Charaktere (allen voran Sixten) sind einfach sympathisch. Dazu kommen die irren Wendungen und Verwicklungen der Handlung, Rückblenden und parallele Handlungsverläufe. Manchmal wusste ich gar nicht, wo mir der Kopf steht und dennoch: das ganze wilde Durcheinander fügt sich prima zu einer einzigen, tollen Geschichte.
Besonders amüsant finde ich, dass kein Teil der Handlung so richtig logisch, sinnvoll oder nachvollziehbar scheint. Alles äußerst unwahrscheinlich. Das ist eigentlich Gift für jedes Buch. In dieser Geschichte passt dann aber doch alles perfekt zusammen. Und bis auf einige wenige Geheimnisse (ich bin doch so neugierig!) fügt sich wirklich alles nahtlos zu einem großen Ganzen. Das muss man als Autor erstmal schaffen.
Einen großen Teil des Charmes dieses Buches machen die tollen Charaktere aus. Ich liebe es ja, wenn Protagonisten alle ihre ganz eigene Geschichte zu haben scheinen. Genau so ist es hier. In „Der Allesforscher“ scheint keine Figur nur ganz nebensächlich aufzutreten und selbst die Stockente im Freibad hat noch einen dramatischen Auftritt. Ganz nach meinem Geschmack.
Ein bisschen fehlte mir der große Clou am Ende, das große „Ach so!“. Ich habe sowohl die Haupthandlung als auch alle Teile der Nebenhandlung atemlos verfolgt und das Buch nur so verschluckt, irgendwie hätte ich mir auf die eine oder andere Frage dann einfach noch eine Antwort gewünscht. Zum Konzept des Buches hätte das aber vermutlich gar nicht so gut gepasst. „Der Allesforscher“ ist ein Buch, über das man sich noch eine ganze Weile den Kopf zerbrechen kann. Von „was für’n Quatsch“ bis zu purer Begeisterung lösen die verschiedenen Teile der Handlung wohl alle möglichen Reaktionen aus. Eine allzu geschlossene Geschichte hätte das vielleicht kaputt gemacht.

„Der Allesforscher“ ist mein ganz persönlicher Buchpreis-Gewinner. Ein Buch das mich beeindruckt, unterhalten, zum Nachdenken und manchmal auch Meckern gebracht hat.