Rezension

Mein schlimmster schönster Sommer ... oder: worauf es im Leben wirklich ankommt!

Mein schlimmster schönster Sommer
von Stefanie Gregg

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt: 

Erst wenn man alles loslässt, kann das Leben neu beginnen

Als Isabel aus dem Krankenhaus entlassen wird, weiß sie, dass nichts mehr ist, wie es war. Zum ersten Mal ist sie spontan: Sie kauft einen VW-Bus und fährt einfach los. Eigentlich will sie in die Provence, aber dann kommt alles anders. Eine Reise beginnt, bei der sie Menschen trifft, denen sie sonst nie begegnet wäre, bei der sie ihr altes Leben loslässt und ein neues anfängt – und vor allem eines findet: die Liebe.

„Stefanie Gregg zeigt uns, wo die Hoffnung liegt: Immer direkt vor uns.
Aberwitzig und bittersüß.“ Nicole Neubauer

Isabel kommt aus dem Krankenhaus zurück: die Diagnose ist niederschmetternd. Ein Tumor. Männerfaustgroß. Mitten in ihrem Körper. Wie es weitergeht, wird sie erst in zwei Wochen erfahren. Aber wie wartet man auf sein Todesurteil oder seine Lebenschance? Die sonst so rationale Isabel macht etwas, was sie noch nicht getan hat: spontan sein. Auf dem Rückweg vom Krankenhaus kauft sie kurzentschlossen einen alten VW-Bus und bricht auf. Eigentlich will sie in die Provence, aber dann kommt es anders. Es ist eine Reise, bei der sie Abschied vom Leben nimmt und ein ganz neues beginnt.

 

Über die Autorin: 

Stefanie Gregg, geb. 1970 in Erlangen, studierte Philosophie, Kunstgeschichte, Germanistik und Theaterwissenschaften bis zur Promotion. Nach Stationen im Bereich Bucheinkauf und als Unternehmensberaterin widmet sich die Autorin jetzt nur noch dem Schreiben. Mit ihrer Familie wohnt sie in der Nähe von München.

 

Mein Fazit und meine Rezension: 

Isabel hat alles in ihrem Leben erreicht, für das es sich zu leben lohnt. Doch dann erhält sie eine schockierende Diagnose: sie hat einen Tumor im Magen - Männerfaustgroß. Was also tun? Die Ärzte müssen noch feststellen, ob er gutartig oder bösartig ist. Sie soll nach Hause und dort auf die lebensverändernde Nachricht warten, einfach ausharren und so tun als wäre nichts. Aber Isabell kann das nicht. Kurzerhand kauft sie einen gelben VW Bus, tauscht ihre teuren Business-Anzug gegen einen langen Rock mit Sonne und Mond und reist gemeinsam mit einem Rastalocken-Jungen namens Rasso quer durch Bayern um dessen verblichene Mutter abzuholen und in alle Winde zu verstreuen. Isabell will in die Provence und sich ihren Traum erfüllen. Doch es kommt immer anders als man denkt: plötzlich hat sie einen Hund, übernachtet in einem Nudistencamp, wird von der Polizei wegen eines Banküberfalls und Drogenbesitzes gesucht und findet vielleicht doch noch einen Sinn in ihrem Leben... 

Diese Geschichte kommt völlig unverblümt daher. Bereits zu Beginn erfährt der Leser, dass Isabell krank ist. Sie kommt aus dem Krankenhaus und überlegt, was sie zwei Wochen lang tun soll, bis das Ergebnis der Biopsie vorliegt. Was also soll man tun? Isabell, die eigentlich Business-Frau durch und durch ist, für ihr Leben einen Plan hat und immer die Oberhand über ihre Pläne hatte, verfällt zunächst in eine Art Starre - doch so schnell sie gekommen ist, so schnell ist sie auch schon verflogen! 

Durch Zufall trifft sie auf den lebenslustigen Studenten Rasso, der sich mit seiner Band selbstständig machen will - nur das Geld dazu fehlt. Isabell kommt da gerade Recht, der Bus ist ihm im Weg und das Geld dafür ist gut angelegt. Das sich die Beiden überhaupt nicht kennen und sich auch so gar nicht gleichen, stört sie nicht. Dieses ungleiche Reisepaar hat es mir von Anfang an angetan! Isabell war nicht mehr wieder zu erkennen! Während dieser Reise merkt sie, worauf es im Leben wirklich ankommt und dass man nun mal nicht alles planen kann. Ab und an muss man einfach spontan sein. Und so kommt es auch, dass sie auf einem Rastplatz ihr Business-Outfit mit einem Hippi-Mädchen tauscht und einen langen Rock mit Sonne und Mond trägt. Das "Mondenkind" ist geboren. 

Isabell hat mich während dieser Reise wirklich beeindruckt. Es ist nicht so, dass sie ihre Krankheit nicht wahrhaben will, im Gegenteil: vielmehr trotzt sie ihr und zeigt ihrer Krankheit ,dass sie trotz allem leben kann, dieses Mal aber tatsächlich ein Leben, das lebenswert ist, voller Abenteuer, Spontaneitäten und vor allen Dingen: ohne Plan! Ihr Männerfaustgroßer Tumor ist da, nach wie vor, sie merkt ihn einfach, aber sie lässt sich nicht von ihm unterkriegen. Was sie jedoch nicht weiß ist, dass ihre Reise bald zu Ende ist. Während dieser Geschichte hat sich Isabell um 180 Grad gedreht: sie tritt fröhlicher auf und tut Dinge, die man auch als Leser nicht von ihr erwartet hätte. Sie achtet mehr auf sich und tut die Dinge, die ihr wirklich Spaß machen und damit überrascht sie sich selbst. 

Rasso ist noch mehr Kind als Erwachsener. Erst, als seine Mutter stirbt, merkt er, dass er nicht mehr das Kind sein kann, dass ihm niemand nochmal so unter die Arme greifen und helfen kann, sondern das er nun auf sich selbst gestellt ist. Er hilft mit seiner Art und seiner Sicht, die Dinge zu sehen und zu begreifen, nicht nur Isabell, sondern auch sie hilft ihm sehr weiter. Beide Charaktere entwickeln sich auf der gemeinsamen Reise. 

Ich habe das Buch mit gemischten Gefühlen gelesen. Zunächst war ich sehr überrascht über Isabells impulsives Handeln: den Bus kaufen, eine ungeplante Reise antreten, dann von einem Abenteuer ins nächste stolpern und dabei noch jede Menge Spaß haben. Isabell hätte sich bestimmt niemals zu träumen gewagt, was sie alles erleben würde, ich auch nicht. Mir hat diese Geschichte sehr gefallen, obwohl sie mich etwas wehmütig und mit einem bittersüßen Nachgeschmack zurück lässt. 

So viel kann ich euch aber verraten: diese wunderschöne, traurige Geschichte ist lesenswert! Es geht hier nicht um eine große Liebe, um dunkle Geheimnisse, gefährliche Liebschaften oder aber um Mord und Totschlag, aber es geht um eine Frau, die den Platz in ihrem Leben findet und sich nicht unterkriegen lässt. Tue die Dinge, die dich glücklich machen!