Rezension

Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt

Die Lichter von Paris - Eleanor Brown

Die Lichter von Paris
von Eleanor Brown

Bewertet mit 3 Sternen

Madeleine ist einer kalten Ehe gefangen, sie ist unglücklich, hat viel von ihrer Lebensfreude verloren. Ihre Ambitionen als Malerin hat sie aufgegeben, da ihr Mann keine unstandesgemäße Beschäftigung wünscht und ihr nur Repräsentationsaufgaben zubilligt. Lange fügt sie sich seinen Wünschen, so wie sie sich ihr Leben lang den Wünschen ihrer Eltern gefügt hat. Madeleines Mutter ist ein Dame, die um sich und ihren Ruf in der Gesellschaft kreist, dabei hat sie stets – so betont es in jedem Satz – nur das Wohl ihrer Tochter im Auge. Das geht bis zur ständigen Ermahnung um das Aussehen und um jedes Gramm auf dem Teller.
Bei einem Besuch ihrer Mutter fällt ihr auf dem Speicher ein Bündel Briefe und Notizbücher in die Hände, die von ihrer Großmutter stammen und eine ganz andere Person zeigen, als sie sie kannte. Eingeengt, in Konventionen gefangen und von den Eltern zu einer lieblosen, aber finanziell ansprechenden Ehe gedrängt, bricht sie aus, sie rebelliert und geht nach Paris um dort Freiheit und Inspiration zu finden. Was ist passiert, dass aus der jungen Frau eine angepasste Dame der Gesellschaft wurde?
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, die zwanziger Jahre in Paris, als dort Kunst und Literatur die jungen Menschen elektrisierten und 1999. Die Kapitel sind im Wechsel geschrieben, so wird immer wieder deutlich, wie sich die Geschichte zwischen den Generationen wiederholt.
Beide Frauen haben viel gemeinsam, sie unterwarfen sich der Konvention, zwar widerwillig, aber nach kurzem Aufbäumen dann doch. Während es für Margie sicher auch die Zeitumstände waren, in den Zwanzigerjahren war eine Berufsausbildung genauso wenig selbstverständlich, wie ein eigenständiges Leben für eine junge unverheiratete Frau, bringe ich für Madeleine nicht das gleiche Verständnis auf. Ihr standen andere Möglichkeiten offen und mit ein bisschen Mut hätte sie ihr Leben selbst gestalten können.
Dieser Frauenroman hat mich ganz gut unterhalten, obwohl mir die Hauptfiguren wenig nahe kamen. Tatsächlich hatte ich mir von einem Buch aus dem Insel Verlag mit dieser Thematik etwas mehr Tiefe versprochen. Die Charaktere waren doch sehr oberflächlich gezeichnet und auch der Charme der Zwanziger Jahre in Paris fehlte mir. Die Schilderung dieser Epoche blieb ebenfalls hinter meinen Erwartungen zurück. Der Funke wollte einfach nicht überspringen. Positiv war der Sprachstil, leicht, aber niveauvoll.
Das Titelbild folgt der augenblickliche Mode bei Frauenromanen und bildet eine Frau ab, die dem Betrachter den Rücken zeigt. „Frauen ohne Gesicht“, wie ich es nenne, aber nicht sonderlich originell finde.