Rezension

Meisterhaft

Das Vermächtnis der Spione - John Le Carré

Das Vermächtnis der Spione
von John Le Carré

Bewertet mit 5 Sternen

Vor mehr als 50 Jahren, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs, kamen an der Sektorengrenze in Berlin zwei Menschen ums Leben, als ein englischer Spion seiner Geliebten über die Mauer half. George Smiley, der nachdenkliche britische Geheimdienstmann und sein Assistent Peter Guillam waren damals aktiv. Nun steht eine zivilrechtliche Klage der Nachkommen um die damaligen Todesfälle an und Guillam muss noch einmal in die schmutzige Vergangenheit der Spionage abtauchen.
John Le Carré ist   d e r   Altmeister des Genres, mit seinen Romanen um George Smiley hat er dieses Thema geprägt. Das gelingt ihm nicht zuletzt, da er selbst am Rande im Britischen Geheimdienst tätig war und seinen Büchern dadurch eine besondere Authentizität verleihen kann.
Es war das Buch „Der Spion, der aus der Kälte kam“, der erste Smiley Roman, der dieses Ereignis an der Berliner Mauer beschrieb, das er nun noch einmal aufgreift. 
„Das Vermächtnis der Spione“ ist ein Abgesang auf die Welt der Geheimdienste. Melancholisch und desillusioniert ist das Wiedersehen mit seinen alten Helden. Immer müssen sich Smiley und Guillam die Frage stellen: wie weit darf man gehen, um seine Werte zu verteidigen. Was ist mit persönlicher Schuld, wenn sich die politischen Werte ändern? Dass Spionage ein schmutziges Geschäft ist, die Grenze zwischen persönlichen Intrigen und politischen Notwendigkeiten fließend ist, war immer schon der Grundton in Le Carrés Romanen, hier wird es noch einmal deutlich.
Faszinierend wie spannend sich der Roman präsentiert, obwohl Le Carrés Erzählstil unaufgeregt und konventionell, fast kühl beobachtend ist. Es ist ein wissender und durchdringender Blick von außen. Der Autor kommt ohne die Mätzchen aus, die mancher Berufskollege braucht um Tempo und Spannung zu erzeugen. Es ist vielleicht der letzte Spionageroman, vom dem man das sagen kann.