Rezension

Melancholie

Scherbenseele
von Erik Axl Sund

Die schwedischen Autoren Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist legen nach dem sensationellen Erfolg der Victoria-Bergman-Trilogie mit "Scherbenseele" ihren ersten Band der Kronoberg-Reihe auf. Kommissar Jens Hurtig, den der Leser aus der Victoria-Bergmann-Trilogie kennt, ist gerade aus dem Urlaub zurück, da erhält von seinem Chef den Auftrag, eine Reihe rätselhafter Selbstmorde von Jugendlichen in Stockholm zu ermitteln. Die Selbstmordserie begann vor ca. einem Jahr. Inzwischen sind es vierzehn Jugendliche, die sich auf ausgesprochen grausame Weise das Leben genommen haben. Sie  hören alle die düstere Musik des Untergrundmusikers "Hunger", die auf alte Maxwell-Kassetten aufgespielt wurde. Wahrscheinlich beflügelt die Musik noch die Todessehnsucht seiner Fans. Alle Songs haben verschiedene Längen. Was hat es damit auf sich? Kommissar Hurtig ist zutiefst betroffen von diesem Fall, denn auch seine Schwester Lina hat sich vor vielen Jahren das Leben genommen. Seine Kollegen untersuchen in der Zwischenzeit den Raubmord in der Saltsjö-Bahn. Das Opfer ist Frank Modin, der als Risikokapitalist gearbeitet hat. Außerdem gibt es noch einen mysteriösen Verkehrsunfall, bei dem ein Mann von einem Lkw überfahren wurde. Seine Verletzungen deuten daraufhin, dass er vorher misshandelt wurde. Die Spurensicherung findet auf einer Kassette drei Fingerabdrücke, einer davon gehört Aiman Chernikova. Sie ist ein politischer Flüchtling aus der ehemaligen Sowjetunion und arbeitet als Buchbinderin. Hat sie etwas mit dem Freitod der Jugendlichen zu tun? Jens Hurtig steht unter enormen Zeitdruck, jederzeit könnte es ein neues Opfer geben. 

"Scherbenseele" ist ein sehr brutaler und beklemmender Schweden-Thriller. Die Kapitel sind ausgesprochen kurz. Sie springen von Figur zu Figur und dem entsprechenden Schauplatz. Dadurch ist es schwierig, dem Geschehen von Anfang an flüssig zu folgen. Auch werden viel zu viele Charaktere eingeführt, so dass der Leser einige Zeit braucht, um das Gelesene erst einmal zu entwirren. Die Thematik ist ausgesprochen traurig, düster und zieht den Leser in ein tiefes Loch, wenn er bereit ist, sich mit den vielen erschütternden menschlichen Schicksalen auseinanderzusetzen. Eingeteilt ist die Geschichte in vier Phasen: Schock, Reaktion, Verarbeitung und Neuorientierung. Der Psychothriller ist ausdrucksstark geschrieben und  enthält auch unerwartete Wendungen, konnte mich in der Gesamtheit aber nicht überzeugen. Für mich endet die Kronoberg-Reihe mit diesem Band.