Rezension

Melancholisch, amüsant, authentisch

Drei auf Reisen - David Nicholls

Drei auf Reisen
von David Nicholls

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Als Connie ihrem Mann Douglas eines Nachts eröffnet, dass sie überlegt, ihn zu verlassen, fällt dieser aus allen Wolken. Er hatte seine Ehe und sein Familienleben für glücklich gehalten. Er liebt seine Frau und seinen 17-jährigen Sohn Albie und kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Auch Connie liebt Douglas, und trotzdem nagen Zweifel an ihr, ob sie noch weiter mit ihm zusammenleben möchte. Doch den geplanten großen Urlaub, die „Grand Tour“ durch die Kunstmuseen von Europa, will sie trotzdem durchziehen. Douglas nimmt sich vor, auf dieser Reise seine Frau zurückzugewinnen. Doch das ist leichter gesagt als getan!

Meine Meinung:
Mit „Drei auf Reisen“ hat David Nicholls einen großartigen Roman geschaffen, der „Zwei an einem Tag“ in nichts nachsteht. Mit absoluter Präzision beobachtet er seine Protagonisten, die wirken wie du und ich. Ganz nah am Ich-Erzähler Douglas führt er die Leser durch die Handlung quer durch Europa. Nach und nach analysiert er auf unterhaltsame Weise die Beziehung zwischen Douglas und Connie und auch die zu Albie. In Rückblicken entblättert er Schicht für Schicht das Familienleben, und man merkt schon bald, dass nicht alles so eitel Sonnenschein ist, wie es auf den ersten Blick wirkt. Douglas hat viel falsch gemacht, wenn auch immer in der besten Absicht, und das macht ihn so sympathisch. Er tappt in so einige Beziehungs- und Erziehungsfallen, die ich selbst nur zu gut kenne.

Connie und Douglas sind so verschieden, wie sie kaum verschiedener sein könnten. Sie ist Künstlerin, lebensfroh, chaotisch. Er ist Wissenschaftler, Biochemiker, setzt auf Ordnung und Disziplin. Da ist ein Aufeinanderprallen unterschiedlicher Ansichten und Verhaltensweisen vorprogrammiert. Man wundert sich fast, wie die Ehe der beiden mehr als zwanzig Jahre lang halten konnte. Doch die beiden lieben sich wirklich, wollen, dass es dem anderen gutgeht.

„Ich komme bald. Geh schlafen.“
„Ich kann ohne dich nicht einschlafen.“
„Mit mir anscheinend auch nicht.“
„Nein. Nein, das stimmt. Es ist … ein Dilemma.“ (S. 159)

Und dieses Dilemma bezieht sich nicht nur aufs Einschlafen, sondern auf das ganze Leben. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Ich war sehr gespannt, wie Nicholls dieses Dilemma lösen würde, und muss sagen, dass ich mit dem Ende sehr zufrieden bin.