Rezension

Menage a trois

Demnächst in Tokio - Katharina Seewald

Demnächst in Tokio
von Katharina Seewald

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte der Elisabeth von Traunstein. In einem Brief an ihre Tochter Karoline legt sie ihre Lebensbeichte ab und offenbart ein bisher verschwiegenes Geheimnis.
Der Stil des Buches ist angenehm zu lesen und fast glaubt man Elisabeths Stimme zu hören, die ihr Leben vor dem Leser ausbreitet. 1934 heiratet Elisabeth auf Befehl ihres Vaters den wesentlich älteren Unternehmenssohn Ernst von Traunstein, den sie weder kennt noch liebt. Kurz darauf reist sie allein nach Tokio, wo ihr Mann an der deutschen Botschaft arbeitet. Elisabeth lernt eine völlig neue Welt kennen, voller Glanz, gesellschaftlichen Verpflichtungen und Klatsch. Vor allem erlebt sie ihre neue Lebenssituation als Befreiung von ihrem tyrannischen Vater und beginnt zu leben. Zwar sind auch in Tokio die Einflüsse des Nationalsozialismus zu spüren, aber Berlin ist weit und Elisabeth interessiert sich nicht allzu sehr für Politik. Das ändert sich, als der Journalist Alexander, ein alter Freund ihres Mannes in ihr Leben tritt. Sie verliebt sich in ihn und beginnt eine Affaire. Da wird Alexander als russischer Spion von den Japanern verhaftet und zum Tode verurteilt. Elisabeth und Ernst müssen das Land verlassen. 1946 kehren die beiden nach Deutschland zurück. Langsam normalisiert sich das Leben wieder, als erneut alles in Unordnung gerät.
Was mir gut gefallen hat, waren die Einblicke in das Leben an einer deutschen Botschaft im Nationalsozialismus, da man darüber kaum etwas liest. Was dagegen nur wenig Erwähnung findet, sind die geschichtlichen Ereignisse. Sie finden nur in ein paar Nebensätzen statt. Der Fokus liegt ganz klar auf den Empfindungen von Elisabeth und ihre Beziehung zu den beiden Männern. Aus heutiger Sicht ist Elisabeths Duldsamkeit und Naivität manchmal nicht nachvollziehbar. Wenn man ihre Erziehung berücksichtigt, versteht man ein wenig, warum sie nicht ausbricht. Richtig anfreunden konnte ich mich mit ihr aus diesen Gründen nicht wirklich. Auch Alexander und Ernst sind keine überzeugenden Sympathieträger, da sie ausschließlich ihre eigenen Ziele verfolgen.
Ich mochte das Buch trotzdem, weil es spannend ist und einen Blick auf die damalige Diplomatie ermöglicht.