Rezension

Menschen im Dorf am Berg

Alles was glänzt - Marie Gamillscheg

Alles was glänzt
von Marie Gamillscheg

Bewertet mit 3 Sternen

Merih, der Regionalmanager, kommt in das Dorf, in das er wieder Leben bringen soll. Nur noch wenige leben hier am Berg, der ihnen früher Arbeit und Lohn gebracht hat. Nun beginnt er sich gegen den Raubbau, der in ihm begangen wurde, zu wehren. Es leben nur noch wenige Menschen hier. Die Jungen ziehen in die Stadt, die Alten bleiben, bis auch sie nicht mehr alleine auskomen können. Die Touristen, die früher kamen, bleiben auch aus. Und der Berg, dessen Inneres hier und da noch immer glänzt – er zeigt die ersten Risse...

 

Mich hat der Klappentext und die Leseprobe auf das Buch aufmerksam gemacht. Aber es beinhaltet so viel mehr.

Marie Gamillscheg hat Themen aufgegriffen, dass heute immer mehr zum Tragen kommen: Das Aussterben kleiner Dörfer vor allem in den Bergregionen; das Aushöhlen der Berge, die ihre Bodenschätze hergeben müssen; die Furcht der Menschen vor dem was kommen mag.

 

An den Schreibstil habe ich mich erst gewöhnen müssen. Er kam mir anfangs abgehakt und grob vor. Immer wieder Perspektiv- und Zeitenwechsel. Aber ich habe mich in die Geschichte hineingekämpft, die aus vielen einzelnen kleinen Geschichten besteht, und daher etwas zusammen gewürfelt und ohne gerade Linie wirkt. Kein Buch für einen entspannten Nachmittag auf der Couch. Für mich war es hier und da etwas quälend dieses Buch zu lesen.

 

Die Geschichte wird zum großen Teil von den wenigen noch dort lebenden Bewohnern erzählt und von Merih, der den Dorfkern wiederbeleben soll. Teresa, die gerne und gut Klavier spielt, Susa, die noch immer ihre Bar ESPRESSO führt und Wenisch, der daran arbeitet, das Bergbauarchiv des örtlichen Museums zu erneuern.

Bei den Passagen, die in der Gegenwart erzählt werden, bin ich noch näher an der jeweiligen Person dran, lerne sie besser kennen und zu verstehen. Die Häuser, die sich um den Marktplatz gruppieren, Susa Bar und das Bergbaumuseum sind sehr eindringlich beschrieben und mir gut vorstellbar. Auch mit einem Brauch der Region schließe ich Bekanntschaft, dem Blintelfest, das den Beginn des Sommers symbolisiert.

 

In dieser abgeschlossenen Welt am Berg macht alles macht einen etwas trostlos-melancholischen Eindruck. Aber die Menschen haben sich noch nicht aufgegeben und kämpfen um ihren Platz am Berg.