Rezension

Menschen machen Orte besonders

Herrn Haiduks Laden der Wünsche - Florian Beckerhoff

Herrn Haiduks Laden der Wünsche
von Florian Beckerhoff

Bewertet mit 3 Sternen

Ein kleiner Ort des Friedens in der Großstadt; für Menschen mit einem Blick, der tiefer geht. Doch es ist einzig und allein Herr Haiduk, der diesem Ort, seinem Laden, genau diesen Flair verleiht und ihn so besonders macht. Alles um diese Insel herum verändert sich. Die Menschen hetzen, die Autos rasen, alles ist auf Eile und Effektivität ausgerichtet. Nur in dem Laden verändert sich nichts, am wenigsten Herr Haiduk selbst. Er hat schon viel gesehen und viel erlebt. Er kennt die Menschen und er liebt sie nach wie vor. Seine Neugier steckt an. Offen, herzlich, geistreich.

Auf den ersten Blick wirken seine Kunden mitunter einfach nur komisch, doch auch sie sind auf ihre Weise Unikate, deren Kennenlernen lohnt. Der Laden ist hierfür die perfekte Plattform. Er überlässt ihnen praktisch das Feld. Doch Herr Haiduk weiß genau, was er tut und ahnt auch meist sehr schnell, was den Menschen fehlt. Er führt sie zusammen, als hätte er schon längst einen Plan mit ihnen. Als wüsste er längst, schon vor den Betreffenden selbst, welchen Wunsch es zu erfüllen gilt.

Owohl es seine Kunden sind, die den Laden betreten, ist es doch Herr Haiduk, der auf leisen Sohlen in ihr Leben tritt. Und er hinterlässt seine Spuren bei denen, die ihm begegnen; selbstverständlich auch beim Leser. Doch es ist fast unmöglich, in Herrn Haiduks Fußstapfen zu treten, denn solche durch und durch gutartigen Menschen, die still ihr Leben leben und ihre Weisheit dezent verschenken, sind selten. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die anderen Beteiligten, eher farblos und naiv hinter ihm zurückstehen. Auch mein Verständnis für gewisse Aktionen, aus absoluter Naivität geboren, blieb oftmals auf der Strecke. Ich hatte während des Lesens stets den Eindruck, als wolle der Autor seine Geschichte in eine bestimmte Richtung lenken, doch die Handelnden kommen dabei nicht so recht mit. Durch sich aneinanderreihende Absurditäten geht bisweilen das Interesse verloren. Das ist sehr schade, birgt doch der Beginn der Geschichte um den Laden und seine Besucher sehr viel Potential zum Verflechten von Krisen, Hoffnungen, lange gehegten Wünschen und was daraus entstehen kann, wenn die Karten praktisch neu gemischt werden. Und es können eben weitaus vielsagendere Dinge geschehen, wenn Menschen sich begegnen, als das Hickhack um den Lottogewinn. Immerhin ein netter und heiterer Roman, bei dem man nicht denken muss.