Rezension

Milieustudie mit Kultfaktor

Trainspotting - Irvine Welsh

Trainspotting
von Irvine Welsh

Bewertet mit 4 Sternen

„Ah felt sickened at what he’d come tae, what we’d aw come tae“

Im schottischen Leith halten Renton, Spud, Sick Boy, Begbie und Tommy seit Jahren zusammen. Obwohl man sich öfters auch mal auf den Keks geht, obwohl die Sucht einen Keil zwischen sie treibt, genauso wie Begbies psychopathische Ader oder der ständige Suff: irgendwie bleiben sie doch eine Truppe, die sich gegenseitig Halt gibt. In den 80er Jahren ist das ganz entscheidend, denn Massenarbeitslosigkeit gerade unter jungen Erwachsenen greift ebenso um sich wie eine wahre Heroinschwemme. Welsh nimmt kein Blatt vor den Mund und prangert gesellschaftliche Strukturen ebenso an wie er die Sucht in sämtlichen Details vor dem Leser ausbreitet. Das ist oft beklemmend, manchmal eklig und verdammt oft verdammt lustig (schwarzer Humor vom Feinsten!). Trotzdem ist gerade Renton als Hauptfigur auch sehr nachdenklich und (wenn er nicht gerade im Drogenrausch ist) ein echt sympathischer Kerl. Auch die anderen Charaktere hat Welsh gut ausgearbeitet, da die Erzählperspektive mit fast jedem Kapitel wechselt, kann man jedem von ihnen auch mal hinter die Kulissen schauen. Diese Erzählstruktur sorgt manchmal leider auch für etwas Verwirrung, nicht immer ist sofort klar, welche Figur gerade erzählt. Auch sprachlich ist der Roman sicherlich nicht jedermanns Geschmack, meist kann man sich die Gürtellinie nur von unten betrachten und auch der schottische Slang ist gewöhnungsbedürftig; nach ein paar Seiten einlesen dafür umso authentischer.

Trainspotting ist ein Buch, das mich immer wieder neu für sich einnimmt und auf genial-witzige Weise harte Themen anpackt, die auch heute noch auf die eine oder andere Weise aktuell sind. Für mich hat es zu Recht Kultstatus erreicht ; )