Rezension

Mir blieb die Luft nicht weg beim Lesen

Breathe - Gefangen unter Glas - Sarah Crossan

Breathe - Gefangen unter Glas
von Sarah Crossan

Bewertet mit 3 Sternen

Die Erde in der Zukunft: Der Sauerstoffgehalt der Luft ist durch Umweltzerstörung und Überbevölkerung rapide abgesunken, der sogenannte „Switch“. Die überlebenden Menschen haben sich unter Kuppeln geflüchtet, wo ein Syndikat aus Wirtschaft und Politik namens „Breathe“, Sauerstoff produziert und verteilt. Die Menschen in der Kuppel leben in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, die sich in der Verfügbarkeit von Sauerstoff unterscheidet. Quinn ist der Sohn eines mächtigen Breathe-Funktionärs und möchte mit seiner Freundin Bea aus der niederen Klasse einen Ausflug ins Ödland außerhalb der Kuppel machen. Während sie mit Rucksäcken voller Sauerstoffflaschen in der Warteschlange an der Schleuse nach draußen stehen, treffen sie ihre Schulkameradin Alina wieder. Sie ist auf der Flucht vor Breathe, denn sie gehört zu den Rebellen, die versuchen, die Umwelt wiederherzustellen und lernen, mit dem geringen Sauerstoffgehalt außerhalb der Kuppel auszukommen. Als Bea und Quinn Alina zur Flucht verhelfen, geraten sie selbst ins Visier der Verfolger. Quinn muss einige unangenehme Wahrheiten über sein bisheriges Leben erfahren.

Ich greife beim Lesen gerne zu Dystopien, weil mich Endzeitszenarien faszinieren. So nun auch „Breathe – Gefangen unter Glas“ der Britin Sarah Crossan. Die Autorin hat ihre Handlung gut strukturiert. Wir erleben die Geschehnisse aus der Sichtweise von Quinn, Bea und Alina. Dabei bleibt die Handlung aber nicht auf der Stelle stehen, denn selten überschneiden sich die Ereignisse bei den Perspektiven. Dies verhindert Langeweile beim Lesen und war besser gelöst als bei Ally Condies Cassia und Ky-Trilogie. In puncto Spannung und Unterhaltung muss ich nichts bemängeln.
Leider ist aber auch bei Breathe vieles nach Schema F abgehandelt. Die bisher behütete Teenager, die nach und nach hinter die Machenschaften der Herrschenden kommen, das Liebesdreieck (das zum Glück schnell auf Eis liegt) oder Personen, die noch mehr Dreck am Stecken haben, als die Protagonisten vermuten. Diese Punkte an sich hätten mich nicht so sehr gestört, wenn nicht obendrein noch Ungereimtheiten in der Handlung wären. So tischen die Rebellen beispielsweise frische Brombeeren auf, obwohl draußen Winter herrscht. Von einem möglichen Gewächshaus war nie die Rede. Dann ist mir der Umgang mit Sauerstoff allgemein etwas zu schwammig beschrieben. Ist in den Sauerstoffflaschen, die die Premiums erhalten bzw. die die Charaktere im Ödland benötigen purer Sauerstoff? Wohl kaum, denn das ist für den menschlichen Organismus nicht gut. Dennoch wird immer nur von Sauerstoff gesprochen, nicht von Atemluft. Wie schaffen es die Rebellen den Sauerstoff von den Bäumen im Hain in die Räume zu leiten und wie kann es genug für diese Menschenmenge sein? Das war für mich nicht stimmig erklärt und machte mir das apokalyptische Szenario eher unglaubwürdig.
Die Charaktere bleiben flach. Es hätte mich zu sehr interessiert wie sich ausgerechnet Premium Quinn mit einer Second (Bea) angefreundet hat. Wenn die Seconds im täglichen Leben so sehr benachteiligt werden, warum gehen sie dann auf die gleichen Schulen wie die Premiums? Was findet Quinn an Bea gut? Was bewegt die drei Jugendlichen zu ihrem Verhalten? Das hätte Sarah Crossan ruhig noch etwas mehr ausarbeiten können.

Beas Eifersucht auf Alina und ihre duckmäuserische Art nervten mich am Anfang sehr, zum Ende hin besserte sich ihr Verhalten.
Fazit: Eine solide Dystopie, die eine spannende Handlung bietet, die jedoch einige Ungereimtheiten aufweist.