Rezension

Miss Gladys ruft Major Tom

Miss Gladys und ihr Astronaut
von David M. Barnett

Bewertet mit 5 Sternen

~~Mehr durch Zufall wird Thomas Major als Astronaut für eine Mars-Besiedelung ausgewählt. Der eher unsympathische und grummelige Mann will einfach nur seine Ruhe haben und ist froh, dass er alleine unterwegs zum Mars ist, um dort alles für die spätere Besiedelung vorzubereiten. Als er mit einem ihm zur Verfügung gestellten Telefon die Nummer seiner Exfrau wählt, gerät er an Gladys Ormerod, eine fast 71jährige, demente Frau, die mit ihren Enkelkindern zusammenlebt, deren Vater im Gefängnis sitzt. Noch ahnt Major Tom nicht, dass er dadurch in diverse Abenteuer hereingezogen wird, die Miss Gladys und ihre Familie zu überstehen haben.

Der Roman ist einfach entzückend. Major Tom, der mit seiner unnahbaren Art alle in die Verzweiflung treibt, Miss Gladys, die ihm gehörig die Meinung sagt, während sie trotz ihrer Krankheit versucht, ihre Familie zusammenzuhalten, ihre Enkeltochter Ellie, die neben der Schule noch drei Jobs hat, um sich, ihren Bruder und ihre Oma über den Monat zu bringen, und James, das kleine Wunderkind, das durch den Gewinn bei einem Wissenschaftswettbewerb alle Probleme seiner Familie lösen könnte. Sie alle helfen sich gegenseitig, indem sie immer wieder mit Thomas telefonieren und auch ihn aus seinem Schneckenhaus herauslocken. Das Thema Demenz schwebt zwar immer über der Geschichte, wird aber trotz der Ernsthaftigkeit auch immer wieder mit lustigen Episoden aus Miss Gladys‘ Alltag aufgelockert, so dass das Buch nie in zu tiefer Traurigkeit versinkt. Ich empfand es trotzdem nicht so, dass das Thema zu locker genommen wird, denn trotz aller Witzigkeit war Oma Gladys‘ Verzweiflung über ihre eigene Unfähigkeit immer zu spüren. Auch andere traurige Themen wie Mobbing, Fürsorge, Verlust sind in der Geschichte verarbeitet, führen am Ende aber zu einem großen Triumph, weshalb das Buch nie seine Lockerheit verliert.

Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen und begleitete Major Tom sehr gerne bei seiner Mission, die mich immer ein bisschen an „Der Marsianer“ erinnerte, weil auch Thomas den Anbau von Kartoffeln studieren muss, um bis zur Ankunft der nächsten Siedler nicht zu verhungern. Die Veränderungen, die Tom bis zum Ende des Buchs durchmachte, waren sehr erfreulich und man wünscht ihm ein Treffen mit dem kleinen James, wenn der sich denn zum Astronauten hat ausbilden lassen. Eine hübsche schwarzhumorige Geschichte mit verschrobenen Charakteren und einer tollen Grundidee! Absolute Leseempfehlung!