Rezension

Mit der Sprache die Bilder des Buches erleben

Betrunkene Bäume - Ada Dorian

Betrunkene Bäume
von Ada Dorian

Bewertet mit 4 Sternen

Betrunkene Bäume – das sind Bäume, die durch die globale Erwärmung den Halt verlieren und schief wachsen. Diesem Phänomen ist Erich nachgegangen, inzwischen ist er 80 Jahre alt, doch diesen Forschungen fühlt er sich immer noch verpflichtet. Das gerät allerdings damit in Konflikt, dass er zunehmend seine Selbständigkeit verliert, so dass seine Tochter ihn gerne in ein Pflegeheim geben möchte. Als die 16jährige Katharina in der leerstehenden Nachbarwohnung unterkommt, nachdem sie von zu Hause ausgerissen ist, lernen die beiden sich näher kennen und helfen einander aus. Wie lange jedoch kann das gut gehen?       

Sowohl Katharina wie auch Erich sind wie die betrunkenen Bäume, die verzweifelt nach einem möglichen Halt suchen. Diese Suche lässt sie einige Gemeinsamkeiten finden. Doch einen richtigen Halt zu finden, dafür ist ihre jeweilige Situation zu labil. Was das genau bedeutet, erzählt die Autorin Ada Dorian nach und nach, so dass erst zum Schluss ein gesamtes Bild entsteht. Sehr vorsichtig und einfühlsam bleibt sie dabei, lässt die Geschichte selbst wirken, ohne zu werten. Dabei kann sich der Leser von der Sprache verführen lassen, um so den Bildern hinter den Worten nachzuspüren. Das geht manchmal zu Lasten der Spannung, stattdessen fordert das Buch vom Leser die Zeit, die Worte wirken zu lassen.

Nicht ganz überzeugt hat mich das Ende der Erzählung, es kam zu schnell, hier scheint mir die Autorin aus dem Takt gekommen zu sein. Insgesamt ist das Buch nicht zum Nebenherlesen geeignet, wer sich aber darauf einlassen kann, wird mit einer ruhigen, dafür sprachlich äußerst gelungenen Geschichte belohnt.