Rezension

Mit einer großen Empathie nähert sich Monika Helfer ihre Figuren, lässt sie ganz nahe an den Leser herankommen, doch ihr schonungsloser Blick ist nie denuntiativ.

Schau mich an, wenn ich mit dir rede!
von Monika Helfer

Bewertet mit 5 Sternen

Monika Helfer, Schau mich an, wenn ich mit dir rede, Jung und Jung 2017, ISBN 978-3-99027-094-3

 

Dieser neue Roman der bekannten  Österreichischen Schriftstellerin Monika Helfer ist auf die Longlist des Deutschen Buchpreises gekommen. Nicht zum ersten Mal hat ein Roman des kleinen Jung und Jung Verlags diesen Erfolg geschafft.

 

Der Roman erzählt die Geschichte von Vev, deren Familie nach der Scheidung der Eltern plötzlich durch Patchworkverhältnisse immer größer wird. Ihre Mutter Sonja kommt auch mit Hilfe von Drogen nicht über die Scheidung hinweg, auch wenn The Dude, Sonjas neuer Mann kräftig in Sonjas Leben aufräumt und alles in die Hand nimmt.

 

Auch Vevs Vater Milan bleibt nicht lange allein. Er zieht zu Natalie und deren beiden Töchtern, doch wie zu erwarten, findet er auch dort nicht seinen wahren Platz. Keiner ist wirklich glücklich, und doch fühlen sie, dass sie alle irgendwie zusammengehören und nicht voneinander loskommen.

 

Was geschieht in einer solchen Situation mit den betroffenen Kindern? Das ist das Hauptthema eines bewegenden Buches. Sie arrangieren sich, lernen schnell mit der neuen Situation umzugehen und machen das Beste für sich daraus. Sie spielen das Spiel ohne festgelegte Regeln besser als die Erwachsenen.

 

Mit einer großen Empathie nähert sich Monika Helfer ihre Figuren, lässt sie ganz nahe an den Leser herankommen, doch ihr schonungsloser Blick ist nie denuntiativ. Aufrichtig beschreibt sie eine große Patchworkfamilie, die letztlich nur noch von Eigeninteressen zusammengehalten wird.

 

Ich glaube, sie ist damit sehr nahe dran an mehr Patchworkfamilien als man herkömmlich denkt.