Rezension

Mit Emilys Story hat mich Kitty Thomas mehr als auf einer Ebene überrascht

Leckerbissen
von Kitty Thomas

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch hatte ich eigentlich überhaupt nicht auf dem Schirm. Als ich das Werk überraschend vom Verlag zugesandt bekam, war meine Aufregung groß, besonders wegen dem sehr interessanten Klappentext. An dieser Stelle ganz lieben Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. Dies beeinflusst meine Meinung jedoch in keinster Weise.

Emily Vargas ist eine junge Frau die mitten Leben steht. Sie hat ihr Leben in der Gesellschaft und für sich selbst gefunden. Es könnte eigentlich nicht besser sein. Bis sie eines Tages plötzlich an einem ihr fremden Ort erwacht.
Emily wurde entführt und damit beginnt ihre eigentliche Geschichte. Eine Geschichte, die man auch als eine Reise zu Emilys eigenem Ich beschreiben könnte. Es klingt irrational und doch verrät diese Erkundung mehr über sie selbst, als man zunächst wahrhaben möchte.

Was passiert, wenn dein Leben mit einmal in eine völlig andere Richtung gelenkt wird?
Du wehrst dich verzweifelt und während du dies tust, erweitern sich deine Blickwinkel und du beginnst über den Tellerrand hinauszuschauen.
Isolation kann die stärksten Menschen brechen, aber es kann auch Dinge in einem zum Vorschein bringen, die man selbst nie erwarten würde.
Manchmal ist es ein Weg voller Qualen und Erniedrigungen. Aber manchmal ist es ein Weg, als könnte er nicht anders sein.
Als ich diese Geschichte begann, hätte ich nicht erwartet , das es mich so in den Bann ziehen und faszinieren würde. Die Autorin baut eine Atmosphäre auf, die zum einen sehr ruhig und klar ist und zum anderen von einer immensen Dunkelheit und tiefer Einsamkeit umgeben ist.
Sie hat dabei eine sehr fließende, lebendige und bildhafte Art zu schreiben.
In dieser Geschichte gibt es nur Emily und ihren Entführer. Sonst gibt es nichts. Als wäre die Welt leergefegt und nur diese beiden Menschen würden existieren. Dadurch kann man sich auf seine Sinneseindrücke einlassen und dadurch diese Geschichte umso intensiver in sich aufnehmen.

Emily ist eine starke Persönlichkeit. Doch irgendwann kommt ein Punkt, an dem sich das Ganze Sein verändert.
Wo aus Stärke , Verletzlichkeit wird.
Aus Mut, Angst.
Aus Verzweiflung, Einsamkeit.
Es ist keine schöne Geschichte im klassischen Sinne. Ich empfand es auch nicht als eine normale Entführergeschichte. Es hatte von Anfang an, einen tieferen Sinn.
Es barg eine unterschwellige Zärtlichkeit in sich, die man willkommen heißt und die das Ganze auf seine Art weniger erschütternder machte.
Man erfährt hierbei Emilys Perspektive, was sie mehr in den Fokus rückt und mehr über ihr Innerstes verrät. Später kommen noch Aufzeichnungen und eine andere Perspektive dazu. Ich fand diesen Aspekt sehr gelungen, da er zum einen klar definiert war und so die nackte Wahrheit aufzeigte.
Es gtab Stellen die haben mich wirklich schockiert und mir Angst gemacht.
Andere wiederum haben mich berührt.
Wenn man Emilys Geschichte beginnt, ist man ihr entweder sofort verfallen, oder gar nicht.
Bei mir war ersteres der Fall. Ich war sofort fasziniert und wollte unbedingt wissen, was dem zugrunde liegt.
Warum der Entführer so unbeugsam und trotzdem anziehend erscheint. Er verfügt über eine gewaltige Selbstbeherrschung, die mir immer mehr Rätsel aufgab. Es ging mir wie Emily, ich blickte nicht über den Tellerrand hinaus. Die naheliegendsten Dinge, kamen mir nicht in den Sinn. Ich akzeptierte es einfach und Punkt.
Es ist eine Geschichte die vor allem von einer ungeahnten Traurigkeit und Einsamkeit eingenommen wird. Während man erlebt, was Emily durchmacht, begreift man wie sie sich entwickelt und damit auch verändert.
Eine Entführung folgt keinen klaren Linien. Es steckt oft Impulsivität und Gewalt dahinter. Diese Geschichte ist komplett anders.
Wut macht Emilys Seele aus. Und durch diesen Umstand erlebt man bei ihr die unterschiedlichsten Stadien der Entwicklung.
Verzweiflung, Mut, Auflehnung und Akzeptanz.
Doch es geht weiter, als man denken würde. Man durchläuft eine Handlung, die in ihrer Art eine sehr starke Ausdruckkskraft besitzt. In einem Moment ist man von Stärke und Mut durchflutet. Im nächsten Moment liegt man auch schon wieder vollkommen haltlos und zerbrochen am Boden.
Es ist teilweise ziemlich unheimlich wie schnell man in den Sog aus Besessenheit und Anziehung hineingezogen wird.
Die Autorin taucht geschickt in die Seele der Charaktere ein und verrät und somit stückchenweise immer mehr von Ihnen. Besonders auf der psychologischen Ebene, fand ich es sehr gut ausgearbeitet.
Besonders Emily konnte man unheimlich gut fühlen, sich in sie hineinversetzen und ihren Gedankengängen und Handlungen folgen. Auch wenn es eine Richtung einschlägt, die man nicht verstehen kann oder will, so fasziniert und elektrisiert sie doch ungemein.
Es ist Dark Romance, dadurch wird an Erotikszenen nicht gespart. Es gibt einiges davon, die Gewaltszenen sind eher unterschwellig spürbar und einzig wichtig für die Weiterentwicklung.
Es hat mich seltsamerweise nicht geschmerzt. Es war aufregend, anders und einfach komplett faszinierend.
Wie die Autorin immer mehr der menschlichen Seele freilegt,fand ich in seiner Ausarbeitung ziemlich genial. Manchmal braucht es keine Action und Gnadenlosigkeit , um die wichtigsten Dinge vor Augen zu führen. Was nicht heißt, das es keine Brutalität oder Härte gibt. Die gibt es sehr wohl, jedoch auf andere Art und Weise.
Auch wenn ich zunächst eine Ahnung hatte , worin das Ganze mündet, so hat mich die Autorin doch wirklich stellenweise überrascht. Denn es schlug eine Richtung ein, die ich unmöglich kommen sehen hab und die mich doch erstaunt hat.
Ich fand es sehr gelungen, da es wirklich sehr gut Geschehen ins passt und sich somit der Kreis schließt.
Ebenso verrät sie mehr über die Hintergründe und legt somit auch einige Ecken und Kanten frei.
Das Ende war zwar wie erwartet, hat mir aber dennoch gut gefallen.
Schlussendlich konnte mich diese Geschichte mit seiner emotionalen und tiefen Handlung komplett für sich einnehmen, mitreißen und überzeugen.
Dark Romance in einer klaren und definierten Form. Ein Roman der den Blickwinkel erweitert und umdenken lässt. Er wühlt auf, sprengt Grenzen und bringt ein Stück weit auch zum nachdenken.

Fazit:
Mit Emilys Story hat mich Kitty Thomas mehr als auf einer Ebene überrascht.
Es ist anders, ruhiger, klarer, definierter.
Es ist Emilys Story und gleichzeitig ist es auch eine schmerzliche und emotionale Reise, die mehr als einmal überrascht und mich komplett in Atem hielt.
Unglaublich faszinierend und auch wenn man sich selbst nicht verstehen kann, so kann man doch nicht genug davon bekommen.
Entweder man ist dieser Geschichte sofort verfallen, oder eben nicht.