Rezension

Mit jedem Jahr - sehr berührend

Mit jedem Jahr - Simon van Booy

Mit jedem Jahr
von Simon Van Booy

Bewertet mit 5 Sternen

Jason ist tätowiert, hat seine Aggressionen​ nur schwer im Griff und ist vorbestraft. Er ist also offensichtlich nicht als Vater geeignet. Als sein Bruder und dessen Frau tödlich verunglücken, hinterlassen sie ihre kleine Tochter Harvey. Jason ist bereit, Harvey als seine Tochter anzunehmen und ihr ein Zuhause zu geben. Sie gewöhnen sich aneinander, erleben den Alltag miteinander und bauen mit jedem Jahr eine immer stärkere Bindung zueinander auf. Jasons Dämonen seiner Vergangenheit werden Stück für Stück vertrieben und er erfährt, was es bedeutet, eine Familie zu haben. 

Dieses Buch hat mich echt beeindruckt. Von Beginn an war ich neugierig und gespannt, wie Jason und Harvey zu einer Familie werden und was sie erleben. Ich konnte das Buch nicht beiseitelegen, sondern musste es unbedingt in einem Rutsch lesen. 
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Harvey ist ein tapferes kleines Mädchen, das den Verlust ihrer Eltern überwinden muss. Bei ihrem Onkel Jason fühlt sie sich sofort wohl, so dass Wanda, die zuständige Mitarbeiterin des Sozialamtes​, alle Hebel in Bewegung setzt, dass sie bei ihm bleiben kann. 
Jason war mein Lieblingscharakter. Im Grunde ist er ein wunderbarer Mensch, der sich für die Menschen einsetzt, die ihm was bedeuten. Dass er so aggressiv ist und aufgrund dessen auch im Gefängnis war, hängt mit seiner Vergangenheit zusammen. Und die ist wahrlich nicht leicht gewesen. Ich fand es unglaublich berührend zu lesen, wie Harvey sich in sein Herz geschlichen hat. Sie schafft es, dass er erkennt, was im Leben wichtig ist. 
Der Aufbau der Geschichte gefiel mir sehr gut. Man liest im Wechsel zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Heute, zwanzig Jahre später, schenkt Harvey Jason einen Vatertagskarton mit mehreren Erinnerungsstücken drin. Durch diese gibt es dann immer wieder Rückblicke in das gemeinsame Leben der beiden, zum Beispiel wie sie gemeinsam den Vorgarten bepflanzen, Harveys ersten Schultag meistern oder die erste Grippe überstehen. Ich fand diese Erinnerungen unglaublich toll beschrieben, in keinster Weise kitschig, sondern eben auch mit den Problemen, die sie dabei hatten. Ich habe aber stets gespürt, wie viel die beiden sich bedeuten. 

Eine sehr berührende Geschichte, unsentimental und ehrlich erzählt. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen und vergebe fünf Sterne.