Rezension

Mit Katherine fängt der Horror an!

Hex - Thomas Olde Heuvelt

Hex
von Thomas Olde Heuvelt

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich ist der Ort Black Spring ganz normal. Es ist ein beschauliches Städtchen im Hudson Valley in den USA. Allerdings liegt schon 300 Jahre lang ein Fluch auf der Stadt und die Bewohner haben gelernt, mit ihm bzw. mit ihr zu leben. Sie haben eine Hexe im Ort, die es vor der Öffentlichkeit zu verbergen gilt. Denn wenn die Augen der Hexe geöffnet sind, fängt der Horror erst an.

Thomas Olde Heuvelt hat mit „Hex“ einen Wahnsinns-Horror-Roman geschrieben, der mir so richtig unter die Haut gegangen ist. Ich hatte ja die leise Vermutung, dass man mit „Hex“ den üblichen Horror in den Händen hält, der schön in der Masse untergeht. Weit gefehlt! „Hex“ ist subtil, spannend und verursacht Gänsehaut!

Zuerst lernt man das Städtchen, seine Bewohner und natürlich die Hexe kennen. Black Spring ist an und für sich ganz normal, nur dass die hiesige Bevölkerung mit dem Fluch der Hexe belastet ist. Meistens begleitet man die Familie Grant, die aus Vater Steve, Mutter Jocelyn sowie den Teenie—Söhnen Tyler und Matt besteht. Durch sie lernt man das Leben in Black Spring kennen und ahnt, welche Bedrohung von der ortseigenen Hexe - Katherine - ausgeht. 

Denn Katherine bewegt sich frei durch den Ort, erinnert mit ihren zugenähten Augen und Mund an eine furchteinflößende Mumie, und kann schon mal mitten im Wohnzimmer stehen, wo man sie am besten mit einem Geschirrtuch bedeckt. 

Abgesehen von Katherines Erscheinungsbild hat allein die Anwesenheit der Hexe im Ort mir einen Schauer über den Rücken gejagt. Ein jahrhundertealtes Wesen, dass einfach so neben einem erscheint? Eine verfluchte Vettel, die eine ganze Stadt mit sich in die Dunkelheit ziehen kann? Beim Gedanken daran stellen sich bei mir die Zehennägel auf.

Während man zu Beginn das Leben mit und um die Hexe kennenlernt, den Fluch versteht und die Bedrohung begreift, baut sich eine wahre Gefahr für die gesamte Ortschaft auf: denn Tyler und seine Freunde möchten mit der Hexe an die Öffentlichkeit gehen.

Heuvelt nimmt eine bekannte Märchengestalt, die wir in ihren diversen Ausprägungen kennen, und baut sie in ein modernes Setting ein, was ihm auf unnachahmliche Weise gelungen ist. Obwohl Katherine mit ihrem Fluch hunderte Jahre am Buckel hat, wird sie in unsere moderne Welt mit Facebook und Blogs verschleppt. Was zuerst vielleicht sogar lächerlich erscheint, hat einen schonungslosen Bann, der einen immer weiter nach Black Springs zieht. Denn Katherine und ihr Fluch wirken so real, dass man nicht entkommen kann. 

Die Handlung war für mich unvorhersehbar und ich bin gespannt an den Seiten geklebt. Es war schaurig, gruselig und wird sehr ansprechend erzählt, obwohl der Autor einen ruhigen Grundton beibehält.

Außerdem zeichnet sich Heuvelt durch dichte Atmosphäre, eindringliche Erzählweise und überraschende Schockmomente aus. Zeitweise wird der Horror durch eine Brise Humor entschärft, nur damit es unbarmherzig weitergeht.

Genauso stelle ich mir guten Horror vor. Es gibt subtile Schauermomente, eine Moral, die hinter den Ereignissen steht und eine Geschichte, die für mich plausibel ist. 

Meiner Meinung nach hat Thomas Olde Heuvelt mit „Hex“ die Meisterprüfung für das Genre hingelegt. Ich habe mich gefürchtet, der Roman ist mir unter die Haut gegangen und die Handlung hat mich zum Nachdenken gebracht. Vergesst die Blair Hexe, erst mit Katherine fängt der Horror an!