Rezension

Mittelgut, zuviel durcheinander

Totenkalt - Stuart MacBride

Totenkalt
von Stuart MacBride

Logan McRae ist quasi ein Super-Polizist, den nicht mal der härteste Schläger außer Gefecht setzen kann. Er ist unermüdlich im Einstecken. Egal ob im Beruf, mit der Ermittlungsleiterin DCI Roberta Steel, die als Frau ziemlich männlich und hart dargestellt wird. Noch privat, wo er bei seiner Liebsten über Tod und Leben entscheiden soll. Gefühle zeigt er nicht, jedoch gibt es einen tiefen Einblick in seine Psyche. Wie er versucht, eine Lösung für den Mord an dem Geschäftspartner von Martin Milne zu finden. Oder wie er am besten mit einer sogenannten weißen Weste aus einem dubiosen Verhältnis heraus zu kommen versucht.

Wer nun denkt, es geht  hier tatsächlich nur um die Lösung eines Mordfalles, der hat sich geirrt. Dieser rückt immer weiter in den Hintergrund, wird immer mal wieder erwähnt, damit er nicht in Vergessenheit gerät. Doch Hauptthema ist im Prinzip die Figur Logan McRae, mit allen Facetten seines Charakters. Obwohl er so ein hart gesottener Kerl ist, handelt er sich aus mir unerfindlichen Gründen meine Sympathie während der Handlung ein. Vielleicht weil in der harten Außenschale doch ein weicher Kern sitzt, wer weiß?

Der Autor beschreibt einzelne Szenen so dermaßen genau, dass das Buch alleine schon die perfekte Vorlage für einen Film abgeben würde. Es sind im Buch sehr viele Charaktere die zusammenspielen. Sie werden jeder für sich einzeln so genau dargestellt, was die ganze Sache manchmal etwas unübersichtlich macht. Wer jedoch gut ist, alles in seinem Kopf abzuspeichern und an der entsprechenden Stelle abzurufen, wird mit diesem Buch glücklich sein.

Eines kann ich sagen, auf die Lösung des Mordfalles kommt ganz gewiß kein Leser so schnell. Es gibt eine klitzekleine Stelle im Buch, die darauf hinweist, doch sie verschwindet im Großen und Ganzen so schnell im Geschehen, dass ich zum Schluß nur gestaunt habe.

Seid Ihr auf der Suche nach einem Thriller, der viele starke Charaktere beinhaltet? Teilweise derbe Dialoge hat und eine gewisse Brutalität mit sich bringt? Dann seid Ihr bei Totenkalt an der richtigen Adresse.

Ich persönlich habe mich selten mit einem Thriller so dermaßen schwer getan. Ich hatte meine Probleme, die einzelnen Figuren auseinander zu halten. Mir fehlte der rote Faden zum eigentlichen Mordfall. Zuviel hin- und her. Dabei fing das Buch so vielversprechend an. Jedoch sind es mir einfach zu viele Geschichten die in der Story eingearbeitet sind. Teilweise zähflüssig geschrieben. Auch mit den derb geschrieben Dialogen zwischen McRae und Steel tue ich mich ein schwer. Die Brutalität ist nicht übermäßig, jedoch sehr ausdrucksvoll bis ins kleinste Detail beschrieben, so dass ich die Szene gleich im Kopf hatte. An mancher Stelle für meinen Geschmack zu hart.

Ich habe immer gehofft, dass mich das Buch noch fesseln würde, dem war aber leider nicht so.

Die Idee auf, dass mir das Buch eventuell leichter von der Hand gegangen wäre, wenn ich schon die anderen Bände der McRae-Reihe gelesen hätte, liegt nah. Das ist ganz sicher eine Überlegung wert. Wenn mir mein Lesestoff mal ausgeht, versuche ich mir mal Teil 1 zu Gemüte zu führen. Irgendwann.