Rezension

mittelmäßiger Teenie-Roman

Silber - Das erste Buch der Träume
von Kerstin Gier

Inhalt

Die 15-jährige Liv zieht mit ihrer jüngeren Schwester Mia, ihrer Mutter Ann und dem Au-Pair-Mädchen Lottie nach England. Natürlich darf auch der Familienhund nicht fehlen. Anstatt aber bei dem gemütlichen ländlichen Cottage anzukommen, in das sich Liv schon richtig verliebt hat, findet sie sich mit ihrer Familie in einem Londoner Stadtteil wieder. Ihre Mutter erzählt den beiden Mädchen erst vor Ort von der Planänderung, dass sie nun mit ihrem neuen Freund Ernest zusammenwohnen werden.

Zuerst total beleidigt über die unwillkommene Änderung des Wohnorts, findet Liv doch bald Anschluss an ihrer neuen Schule und macht Bekanntschaft mit vier der beliebtesten Jungs. Bald sind alle ihre Sorgen über ihre neue Familie Ernest samt Zwillingskinder, Katze und Haushälterin wie weggewischt. Denn Liv liebt Rätsel. Und sie ist auf ein sehr interessantes gestossen: In einen Traum beobachtet sie die vier Jungs aus ihrer Schule, wie sie auf einem Friedhof ein unheimliches Ritual vollziehen. Aber es wird noch mysteriöser, denn die Jungs wissen Sachen über Liv, die sie tagsüber niemals preisgegeben hat - dafür aber im Traum. Sie ist entschlossen, dieses Rätsel zu lösen.
 

Meine Meinung

Die Ideen, die im Buch ausgeführt werden fand ich sehr interessant. Wie man sich in Träumen treffen kann, sich dort bewusst unterhalten kann und durch Korridore zu Türen gelangt, hinter denen die Träume anderer stattfinden. Auf jeden Fall sehr phantasiereich. Allerdings hat es leider eine ganze Weile gedauert, bis wirklich mal was passiert ist. Am Anfang war die Story recht zäh, viel Genörgel von Liv und wenig Spannung.

Die Hauptperson Liv, eigentlich Olivia, fand ich von Anfang an eher sympathisch. Sie reagiert oft sehr bissig und sarkastisch, kann aber auch über sich selber lachen und ist vor allem keine arrogante Tussi, von denen in dem Buch aber trotzdem genug vorkommen. Allerdings manchmal etwas zu krass, denn klar, Schule und Eltern sind für jeden Teenager nervig, aber ein bisschen weniger Aggressionen hätten nicht geschadet.

Die einzelnen Personen sind zwar gut beschrieben, allerdings berühren mich die Beziehnungen irgendwie gar nicht. Zwischen den Liebespärchen kommt das Knistern bei mir nicht so richtig an und auch die Hassbeziehungen schwappen nicht so recht auf mich über. Emotional berührt mich das Buch einfach nicht, woran das liegt, kann ich aber nicht genau sagen.

Außerdem kommt es mir nicht so vor, als hätten die Jugendlichen wirklich Angst. Liv geht einfach voller Freude dem Rätsel nach, ohne sich Gedanken über mögliche Gefahren zu machen oder sich auch nur irgendwie zu wundern, dass sie auf einmal in die Träume anderer Leute reisen kann. Und immerhin wollen die Fünf (Liv und die vier beliebten Jungs) einen bösen Dämon beschwören, der auch Zeichen seiner Existenz gegeben hat. Da müsste man doch meinen, dass sie zumindest ein wenig eingeschüchtert sind. Wird zwar das ab und an tatsächlich beschrieben, aber mir fehlt an diesen Stellen ein wenig der nötige Ernst. Eine Gänsehaut stellt sich bei mir nicht ein und von Spannung kann auch nicht wirklich die Rede sein.

Trotz dieser Schwächen bin ich der Meinung, dass die Charaktere Jugendliche bestimmt ansprechen. Es werden viele "Typen" von Schülern beschrieben (teilweise arg klischeehaft) und auch einige typische Teenagerprobleme werden angesprochen. Der typische Zickenkrieg, Jungs, der Herbstball... Liv verliebt sich in den hübschen Henry und weiß anfangs nicht, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen soll. Nervige Familien sind ein weiteres Ärgernis. Allerdings ist die Fülle der Themen doch recht enorm und mich stört, dass immer mal hier ein bisschen und da ein bisschen was behandelt wird, kein Thema aber ausreichend ausführlich.

Aber: Obwohl einem alle Charaktere sehr bekannt und real vorkommen, liegt das meiner Meinung nach nicht etwas an einer besonders gekonnten Beschreibung, sondern weil fast alle Personen irgendeinem ganz bestimmten Typ zugeordnet werden. Und das manchmal viel zu extrem. Die unbeliebten Charaktere sind entweder dick, picklig oder haben eine Glatze. Oder auch alles zusammen? Die "Helden" sehen übernatürlich toll aus, fast wie Engel. Ein bisschen too much für meinen Geschmack. Auch Liv, die zwar weder übernatürlich gut noch schlecht aussieht, wirkt mit ihrer dauerhaft sarkastischen Art nicht so recht natürlich.
Ansonsten finde ich das Buch ok, die Sprache ist sehr flüssig, der Schreibstil locker und an einigen Stellen musste ich auch Schmunzeln. Außerdem finde ich gut, dass ab und zu Auszüge aus dem "Tittle-Tattle-Blog" gepostet (äh ich meine natürlich "in das Buch eingebaut") werden. Dieser Blog befasst sich mit dem neuesten Klatsch und Tratsch der Frognal Academy, auf der Liv Schülerin ist. Das finde ich sehr passend und es gibt dem Buch außerdem noch ein i-Tüpfelchen.
Auch wenn ich zwischenzeitlich ein wenig meine Zweifel hatte, ob ich einen weiteren Teil der Reihe lesen möchte, hat das Ende dann doch ziemlich Lust auf mehr gemacht.

Von der Aufmachung her gefällt mir das Buch gut. Der äußere Einband macht auf jeden Fall was her und auch die Innenseiten sind bedruckt. Auf vielen Seiten findet man an den Rändern Blumenranken. Auf den letzten Seiten findet man noch ein kurzes Personenverzeichnis
 

Fazit

Ein Buch mit einer phantasiereichen Idee, das mich aber nicht so richtig berührt hat. Weder habe ich mit den Protagonisten mitgefiebert, Angst gehabt oder mich wirklich gefreut. Vielleicht liegt das einfach an dieser leichten Schreibart oder daran, das Liv die meiste Zeit ziemlich verbittert rüberkommt und kaum wandelbar erscheint. Bei manchen Situationen wäre eine andere Art eventuell angebrachter. Gegen Ende wird die Story an sich ist aber gut und hat ein Ende, bei dem man sich auf den nächsten Teil freut.

-> Insgesamt war es nicht schlecht, die Story ist ganz ok mit einer guten Portion Phantasie, ein paar gruselige Szenen waren schon auch dabei (kam aber nicht so richtig rüber und für meinen Geschmack hätte es noch grusliger sein dürfen) und ab und zu was zum Schmunzeln. Mein persönlicher Geschmack ist es aber nicht ganz. Aber wohl ziemlich massentauglich und meiner Meinung nach viel zu gehyped. Denn überall wurde darüber berichtet, fast jeder Buchblogger hat so ein Exemplar (so scheint es zumindest) und es wird überall in den höchsten Tönen gelobt. Nicht ganz gerechtfertigt, wie ich finde. Platz nach oben für Verbesserungen gibt es definitiv noch und man hätte aus dem Thema mehr rausholen können. So spannend, wie ich es mir vorgestellt hatte, war es bei weitem nicht. Es artet eher in eine amerikanische 0815-Teenie-Highschool-Story aus, und noch dazu in keine besonders gute. Die Fantasy bleibt ziemlich auf der Strecke. Man darf gespannt sein auf eine Fortsetzung.

Ich bin wirklich froh, dass ich mir das Buch nicht für die 19€ gekauft hab, sondern nur aus der Bib ausgeliehen haben. Das Geld wäre es mir nicht wert gewesen.
 

 

Kommentare

Lerchie kommentierte am 08. Februar 2014 um 18:28

Mir geht es genauso. Auch ich habe das Buch aus unserer Bücherei und war wirklich erwartungsfroh, denn die Edelsteintrilogie von Kerstin Gier hatte mir super gefallen. Aber hier war alles viel zu langatmig bis es zum Schluss dann doch noch ein bißchen Tempo bekam. Und nur aus diesem Grund bekam das Buch von mir drei Sterne, weil es eben nicht ganz grottenschlecht war. Aber ich weiß nicht, ob ich mir die Fortsetzung antue, ob ich dem zweiten Buch der Träume eine Chance gebe. Wenn, dann sowieso nur als Büchereiexemplar.