Rezension

Mittelmaß

Grischa - Eisige Wellen - Leigh Bardugo

Grischa - Eisige Wellen
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 3 Sternen

Kann Spoiler enthalten, da zweiter Teil einer Trilogie.

Alina und Maljen versuchen dem “Dunklen” zu entkommen. Weit weg von Rawka wollen sie ihr Glück suchen. Aber finden, werden sie es nicht.  Immer wieder fühlt Alina sich verfolgt, bis es wahr wird: Der Dunkle will  sie zurück, nimmt sie gefangen und sie hat keine Wahl. Bis plötzlich von ungeahnter Seite Hilfe naht. Und ob Alina will oder nicht – eine große Auswahl hat sie nicht …

 

[DieProtagonisten]

Alina war mir schon im ersten Buch oftmals suspekt. Mit ihrer Gabe fühlt sich sich, meines Erachtens, völlig überfordert. Sie weiß nicht, was sie tun soll.  Wirklich sehr oft verlässt sie sich auf Maljen, der vieles ausbügeln muss, für Geld sorgt und sie auch noch liebt. Der arme Mann, denn so unselbständig ist Alina gar nicht – wenn sie nur will. Aus diesem Grund ist sie mehr sehr unsympathisch.

Maljen hingegen weiß was er tut, dabei ist ihm sein Leben scheinbar völlig egal, aber Alina muss leben.  Schön doof, denke ich manchmal, wenn er wieder mal weggesperrt wird, nur weil Alina die Kraft hat. Seine Fähigkeiten kommen auch in diesem Band gut zur Geltung und ich mag es einfach, wenn er sich konzentriert und eins mit der Welt zu sein scheint.

Gefallen hat mir die unerwartete Hilfe. Viel verraten werde ich nicht, aber die Hilfe sorgte für einige Lacher und hat mich manchmal ganz schön verwirrt.

 

 

[Kulisse]

Man kann an der Kulisse nicht viel herum meckern. Sie gleicht wiedermal einem russischen Märchen: brutal und ehrlich – verschwunschen und schön. Im Land von Alina und Maljen gibt es viele schöne Ecken und interessante Menschen, aber auch genau das Gegenteil. Es hält sich die Waage – die Guten und die Bösen , das Schöne und das Hässliche. 

 

[Handlung]

Was habe ich mir alles gewünscht! Brausende Geheimnisse, verwunschene Artefakte, eine Alina, die sich durchsetzt, einen Maljen, der kein Hündchen mehr ist. Bekommen habe ich eine mysteriöse Geschichte, die genau so beginnt: märchenhaft. Die Autorin hat wieder einen tollen Prolog geschrieben, der zum Weiterlesen animiert.

Aber dann? Ich war ein bisschen enttäuscht. Die Handlung dreht sich wieder mal nur um Alina, die nie weiß was sie will. Die dauernd unzufrieden ist,hilflos und sich eigentlich um die anderen Menschen keine Gedanken macht.  Andere Menschen leiden, viele kämpfen nur um sie und sie macht sich keine Gedanken darüber, was ihre Gabe anrichtet. Viel mehr kann sie sich gar nicht vorstellen, nicht liebenswert zu sein. Und das stört mich, weil ich sie nicht lieben kann, so wie man einen Buchcharakter lieben soll.

Zusätzlich dazu lässt mir das Ende wieder zu viel Raum für Spekulation und alles hängt wieder am seidenen Faden. Witzigerweise würde ich nun sagen, dass mir das erste Ende besser gefallen hat, als dieses hier. Schön und gut geschrieben war wieder der Epilog. Wenn es um märchenhafte Szenen geht, steht fest, Leigh Bardugo kann schreiben.
 

 

[Die Gestaltung]

Die Gestaltung ist wieder einmal märchenhaft und ätherisch kühl. Der Buchdeckel gefällt mir sehr gut und ich mag ja die Patina des Umschlags. Zusammen sehen die Bücher wirklich gut aus im Regal.
 

[Die Bewertung]

Ich habe nach dem Lesen zusätzlich viele Rezensionen gelesen. Und alle hatten irgendwie Recht. Die Geschichte ist sehr dunkel und mysteriös und versprüht einen gewissen Charme. Aber für mich fehlte eine wahre Entscheidung von Alina und dies ganze Hin und Her konnte mich nicht fesseln. Es war nicht schlecht, aber auch nicht gut und so bekommt “Eisige Wellen” drei Sterne.