Rezension

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mittelprächtig

Ein ganzes Leben - Robert Seethaler

Ein ganzes Leben
von Robert Seethaler

Bewertet mit 2.5 Sternen

Recht nüchterne Beschreibung eines einsamen, entbehrungsreichen Lebens mit der Moral von Genügsamkeit

Es muss wohl an mir liegen, vielleicht aber auch daran, dass ich mit Elke Heidenreich selten einer Meinung bin, die da meint: „Was für ein wunderbarer Autor, der uns so tief bewegen kann mit einem unvergesslichen Buch.“, vielleicht auch an meiner Seele, der es so gar keine Freude machte, diese Buch zu lesen, auch wenn Christine Westermann das wohl so empfunden haben mag.

Andreas Egger kommt als Vierjähriger in das Kleine Bergdorf, nachdem seine Mutter gestorben ist, der Vater ist unbekannt. Dort darf er auf dem Hof seines Onkels buckeln, schuften und sich verdreschen lassen – einmal so heftig, dass ihm die Hüfte bricht und er fortan humpelt. Mit 18 weigert er sich, weiterhin den Prügelknaben zu geben, was zu seinem Rauswurf führt und so verdient er sich fortan als Tagelöhner, nirgends zu Hause, nirgends wirklich willkommen, aber immerhin er lebt. Das Kurze Glück seines Lebens, seine Frau Marie, wird ihm nach nur kurzer Ehe von einer Lawine genommen, den Rest seines (langen!) Lebens beschließt er alleine zu verbringen. Er überlebt den zweiten Weltkrieg in Russland, das darauf folgende Strafgefangenenlager, das nicht mehr gebraucht werden nach seiner Heimkehr, den andauernden Außenseiterstatus, sein ganzes tristes Dasein. Und die Moral von der Geschicht‘: So schlimm fand er’s eigentlich nicht!

Ja, das kann man jetzt demütig, romantische, was weiß ich finden, und dankbar sein, dass man’s selbst besser geroffen hat – aber meine Seele hat eher Mitleid und denkt sich „Mei, wär er halt auch von der Lawine mitgerissen worden, dann hätt er aufgehört, als es am Schönsten war!“ und freut sich nicht über die Beschreibung von jahrzehntelangem Darben.