Rezension

... Mo&Aino ...

Liebten wir
von Nina Blazon

Bewertet mit 4 Sternen

Liebten wir

Nina Blazon las schon als Jugendliche mit Begeisterung Fantasy-Literatur. Selbst zu schreiben begann sie während dem Studium. Ihr erster Jugendroman wurde mit dem Wolfgang-Hohlbein-Preis und dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Die erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin lebt in Stuttgart. Quelle

Website der Autorin

Erster Satz:
„So sollte mein Leben nicht enden: Sinken durch Schichten von Dunkelheit, kein Herzschlag mehr, nur die Armbanduhr tickt so laut, dass der See zu beben scheint.“

Klappentext:
Verstohlene Blicke, versteckte Gesten, die Abgründe hinter lächelnden Mündern: Fotografin Mo sieht durch ihre Linse alles. Wenn sie der Welt ohne den Filter ihrer Kamera begegnen soll, wird es kompliziert. Mit ihrer Schwester hat sie sich zerstritten, von ihrem Vater entfremdet. Umso mehr freut sich Mo auf das Familienfest ihres Freundes Leon. Doch das endet in einer Katastrophe. Mo reicht es. Gemeinsam mit Aino, Leons eigensinniger Großmutter, flieht sie nach Finnland. Eine Reise mit vielen Umwegen für die beiden grundverschiedenen Frauen. Als Mo in Helsinki Ainos geheime Lebensgeschichte entdeckt, ist sie selbst ein anderer Mensch.

Cover:
Das Cover ist wunderschön gestaltet und hat sofort meine Neugier geweckt. Es ist sehr hochwertig verarbeitet. Ein grauer Hintergrund auf dem Wolken, Vögel und pinke Linien zu sehen sind. Die Farben sind sehr gewählt und alles passt für mich vor allem im Nachhinein sehr schön zusammen. Es hat mir ausgesprochen gut gefallen!

Leseprobe

Meinung:
An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank an Ullstein für das Rezensionsexemplar.

Als großer Nina Blazon Fan habe ich schon lange auf ein neues Werk von ihr hingefiebert. Dieses Mal habe ich zu keinem Jugendbuch von ihr gegriffen, sondern zu einem Frauenroman ganz ohne Fantasie. Ein neues Leseabenteuer für mich, das ich gerne gewagt habe.

„Manchmal muss man auf eine Reise gehen, um anzukommen.“

Die Geschichte erfahren wir aus Sicht von Moira - Mo - , die als Fotografin arbeitet und alles nur durch ihre Linse betrachtet. Sie hat schwere Zeiten durchgemacht. Ihre Mutter ist jung gestorben und der Vater hat bald darauf neu geheiratet. Doch in der neuen Familie war kein Platz für Mo und ihre Schwester Danae, mit der sie seit Jahren zerstritten ist. Als Mo auf das Familienfest von ihrem Freund Leon geht, brechen alte Wunden wieder auf und alles endet in einer Katastrophe. Kurzerhand flieht sie mit Leons Großmutter Aino und begibt sich auf die Reise nach sich selbst …

Ehrlich gesagt hatte ich anfangs ziemlich Schwierigkeiten, mich mit Mo anzufreunden. Sie ist schon wirklich sehr speziell und ich habe mich oft gefragt, warum sie die Dinge nicht einfach anspricht, anstatt immer ihre Kamera zu benutzen. Oft auch als Waffe und vor allem als Schutzschild. Sie ist ein sehr gefühlvoller Mensch, der aber schon früh gelernt hat, diese zu verstecken. In ihr ruhen dunkle Geheimnisse, die sie von ihrer Schwester entzweien und sie selbst verletzen. Erst auf der Reise mit Aino ist sie mir mehr ans Herz gewachsen und ich konnte mich in sie hineinfühlen. Sie ist auf der Reise nach sich selbst und entdeckt dabei Gutes, wie Schlechtes. Am Ende ist sie auf jeden Fall ein anderer Mensch. Einer, der weiß, was er von der Zukunft will und nicht länger vor der Vergangenheit davon rennt. Eine sehr schöne Entwicklung!

Ihr zur Seite ist die sehr eigensinnige Aino, die Großmutter von Leon. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, ein letztes Mal nach Schweden, in ihre Heimat, zu reisen. Koste es, was es wolle und um jeden Preis. Im Gegensatz zu Mo mochte ich Aino sofort. Die alte Dame ist nicht so senil und betagt, wie sie vorgibt. Sie weiß ganz genau was sie tut und setzt alles daran, sich ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Dabei ist sie fast so stur wie Mo, sehr humorvoll und hat ebenso ein großes Herz. Ihre Geschichte, die sich im Verlauf der Geschichte dem Leser offenbart, ist sehr bewegend und mitreißend. Man kann nicht anders, als mit Aino mitzufiebern, zu bangen und den Atmen anzuhalten. Eine großartige Protagonistin, von der ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten möchte.

Aber auch die übrigen Charaktere, wie z.B. die schöne Danae, Leon oder Aarto, sind alle so liebevoll und einzigartig gestaltet worden. Alle sind tiefgründig, vielschichtig und facettenreich, sodass die Spannung bis zum Ende erhalten bleibt. Kein Charakter ist nur gut oder nur böse. Wirklich jeder macht eine Entwicklung durch, macht unschöne und schöne Erfahrungen und erfährt eine lange gehütete Wahrheit. Ganz, wie ich es von Nina Blazon gewohnt bin. Wir machen eine Reise nach Finnland. Ein Land, das ich persönlich noch nicht besucht habe und über das ich bis jetzt auch nicht viel wusste. Allerdings hat mich Nina Blazon auf eine wunderschöne und faszinierende Reise durch Finnland mitgenommen, die mir Land und Leute ein Stück näher gebracht haben.

Anders als ich dachte, ist dieser Roman von Nina Blazon keine leichte Geschichte zweier unterschiedlicher Frauen, die sich gemeinsam auf nach Finnland machen. Vielmehr schlägt das Buch einen sehr ernsten und düsteren Ton an, der von einer bedrückenden Atmosphäre begleitet wird. Die beiden Frauen haben beide viel durchgemacht und bei weitem mehr Schlechtes als Schönes erlebt. Eine Geschichte über zwei Schicksale, über Familie, Geheimnisse und Lügen, die einen ein ganzes Leben lang verfolgen. Es ist die Suche nach der Wahrheit, nach einem selbst und dem Sinn des Lebens. Erst am Ende setzten sich alle Puzzelteile zusammen und wir bekommen das Gesamtbild zu sehen. Trotz der Schwere des Buches und obwohl ich etwas ganz anderes erwartet habe, hat es mir gut gefallen. Es ist eine atemberaubende Geschichte einer einzigartigen Reise, die für den Anfang etwas Neues steht.

„Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll - aber darüber hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien, die schandhaften Stellen am Haus.“

Den Schreibstil von Nina Blazon kann ich nur erneut als einzigartig, wunderschön und Wort gewandt beschreiben. Sie versteht es wie keine andere, mit Worten, Namen und Erzählungen zu verzaubern. Bildgewaltig lässt sie eine Welt, diesmal speziell Finnland, vor dem inneren Auge entstehen und man möchte nur eines, diese Welt erkunden. Jedes Mal aufs Neue schafft es Nina Blazon mich voll und ganz zu verzaubern, mich zum Stauen und zum dahin schmelzen zu bringen und eine Welt zu erschaffen, aus der ich gar nicht mehr auftauchen möchte.

„Liebten wir“ war für mich eine ganz andere Geschichte, als ich es sonst von der Autorin gewohnt bin. Trotz der Schwere des Buches besticht es mit einzigartigen Charakteren, einer ungewöhnlichen Geschichte, Geheimnissen, Lügen und einem wunderschönen Land. Ich kann dieses wundervolle Buch wirklich nur jedem empfehlen, der in mit zwei ungleichen Frauen, das Abenteuer ihres Lebens wagen wollen und zudem  zu sich selbst finden wollen. Nina Blazon überzeugt einfach immer und ich hoffe sehr, dass wir noch viel von ihr werden lesen dürfen.

Lg
Levenya
http://levenyasbuchzeit.blogspot.de/

Vielen DANK für ein Rezensionsexemplar!
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