Mobbing aus Sicht des Täters
Meine Meinung:
Einen ganz herzlichen Dank an Arena, für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.
Die Aufmachung und Verarbeitung ist wie eigentlich immer, wirklich klasse. Schön griffig und vor allem, ganz satte Farben. Das mag ich sehr. Ebenso hat mich das Thema sehr interessiert, denn der Klappentext verriet mir, dass hier das Thema Mobbing im Vordergrund steht.
Der Schulalltag unterscheidet sich bei Jade kaum von dem, den wir alle mal erlebt haben. Entweder man gehört dazu, man gehört zu einer anderen Gruppe, oder eben nichts von beidem und schwimmt so im Fluss mit. Jade hingegen kann sich eigentlich nicht beklagen. Bis auf eine kurze Ausnahme, als ihre Freundinnen Babet und Nikki die Schule gewechselt haben, hat sie eigentlich immer irgendwo dazugehört.
Quinten ist dabei eine Konstante aus ihrer Vergangenheit, während Finn, ein Mädchen aus den Staaten, erst später hinzukommt und quasi die Lücke von Babet und Nikki schließt.
Als aber Zoë (wieder) auftaucht, wankt Jades Leben plötzlich gewaltig.
Dank ungeschönter Rückblicke lässt mich die Autorin sehen, was Jade, Babet und Nikki vor vier Jahren mit Zoë angestellt haben. Die absurden Ideen, wie sie dem schüchternen Mädchen zusetzen können, beginnen harmlos, doch von Rückblende zu Rückblende steigern sich diese Schikanen.
Und dennoch sehe ich mich damit konfrontiert, die Täterin eigentlich nicht wirklich unsympathisch zu finden, was sicherlich an dem aufwühlenden Innenleben liegt. Gleichsam möchte ich kein Mitleid empfinden. Weder gegenüber des Opfers, noch des Täters, egal in welcher Rolle sie sich aktuell empfinden.
Zoë handelt, meiner Meinung nach, komplett richtig. Zwar erfahre ich nicht, was in diesen vier Jahren ihren Wandel herbeigeführt hat, aber er ist eben geschehen und ich denke, ich würde ähnlich wie sie reagieren, wenngleich eine kleine Spur Zweifel bleibt.
Zweifel? Ja, denn sie ist nicht der klassische Täter, aber das bekomme ich am Ende dann nur allzu deutlich aufgezeigt.
Fazit:
Diese Geschichte braucht keine großen Ausschmückungen, keine verworrenen Stricke oder sonstige »special Effects«, sondern bedient sich einem einfachen Alltag und einem stets präsenten Thema: Mobbing. Dabei hat es die Autorin geschafft, beide Seiten, sowohl Opfer, als auch Täter, auf unterschiedliche Weisen darzustellen. Nichts geschönt, nichts verheimlicht. Das wiederum zwingt mich, auch noch für beide Seiten Verständnis aufzubringen – schauder.
Das einzige, was mir an dieser Geschichte nicht passen mag, ist das Ende. Plötzlich ist es da. Quasi auf dem Höhepunkt und zack, fällt der Vorhang, und es lässt mich unsicher zurück.
Das Thema hingegen, Alltag, Figuren, Rache und Hass, wurden sehr gut aufgegriffen und umgesetzt. Die Message hingegen zeigt sich nicht auf den ersten Blick. Was heißt, es ist kein Buch zum einfach »Runterlesen«, sondern ich muss es arbeiten lassen, um es wirklich ganz zu verstehen.
Von daher wirklich empfehlenswert.
Kommentare
evafl kommentierte am 07. Juli 2015 um 09:53
Klingt echt lesenswert, muss ich mir direkt mal merken.