Rezension

Modernes Thema, flott geschrieben, aber insgesamt doch zu kitschig!

Cloud
von Claudia Pietschmann

Bewertet mit 3 Sternen

"Ich hole tief, tief Luft". Die Autorin scheint besessen von allen möglichen Arten des Atmens - abgesehen davon, schreibt sie recht gut. Die Jugendlichen werden aber nicht hin und weg sein von dem Buch, da am Ende nur Teenielove herauskommt.

In ihrem zweiten Roman behandelt die Autorin viele Themen und Richtungen auf einmal, was dem Roman letztlich das Genick bricht, was schade ist, denn im Prinzip ist das Buch recht flott geschrieben. Es ist teilweise kitschig, aber niemals langweilig. Das ist schon mal was! Es geht um Trauer, ums Internet, um Freundschaft, erste Liebe, Eltern-Kind-Beziehung, Sport, Identität, Betrug, künstliche Intelligenz, Abhängigkeit.

Als Emmas Bruder stirbt, fällt die ganze Famile in ein tiefes Loch und driftet auseinander. Als Emma in einer digitalen Trauergruppe auf Paul trifft, beginnt eine sonderbare virtuelle Freundschaft.

Aus Angst, dass noch einmal etwas passieren könnte, ziehen die Stones in ein vollautomatisiertes, digitalgesteuertes Sicherheits-Smarthome, das einfach alles kann.

Die Autorin greift die Zukunftsthematik auf. Unsere Welt verändert sich. Ist das gut, ist das schlecht, wenn das Haus dir den Kaffee kocht oder dein Badewasser einlässt? Jedesmal „Sarah? Tür!“ zu schreien, wenn man hinaus will, finde ich lästig und ich will auch keinen Chip implantiert haben, damit mich mein Haus erkennt, und mich wieder hereinlässt. Andere mögen es toll finden. „Sarah, Staubwischen! Sarah, ein Sandwich“, na ja, es hat auch was. Ich hätte jetzt gerne ein Sandwich.

Die Autorin schreibt flott, hat im Großen und Ganzen einen guten Stil, obwohl sie die gängigen Phrasen wirklich überreichlich (!!!) bedient, und beschreibt Situationen und Personal treffend, hat ein sicheres Gespür für Spannung und baut überraschende Wendungen ein!

Doch leider lässt die Autorin den listig aufgebauten Spannungsbogen allzuschnell wieder los, behält ihn nicht im Griff und so verplätschert die Geschichte schließlich in einer platten Teenieschnulze mit vielen kitschigen Momenten. Schade. In der Geschichte hat mehr Power gelegen!

Fazit: Modernes Thema, flott geschrieben, aber insgesamt doch zu kitschig!

Kategorie: Jugendbuch
Arenaverlag 2017

Kommentare

E-möbe kommentierte am 10. Januar 2018 um 15:43

Aber werden Teenies nicht gerade das Ende toll finden, das kitschige? Haben doch so viele in der LR gesagt, dass sie Matt und Emma zusammen sehen wollen, das waren nicht mal alle Teenies.

wandagreen kommentierte am 10. Januar 2018 um 15:56

Man wird aber auch gerne mal überrascht.

E-möbe kommentierte am 10. Januar 2018 um 23:48

Man = du & ich. Der Rest war zufrieden.

Emswashed kommentierte am 10. Januar 2018 um 17:52

Hmmm, dann sollte ich wohl froh sein, nicht für die Leserunde angenommen worden zu sein. Klingt mir ein wenig nach The Circle. Gabs Tiefgang?

wandagreen kommentierte am 10. Januar 2018 um 19:01

Nope. Natürlich nicht. Es ist ein Jugendbuch. Aber es hatte dennoch was. Nicht mit The Circle von der Qualität her zu vergleichen, aber auch nicht wirklich schlecht.