Rezension

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Mörderjagd im Wildgehege

Wildfutter - Alma Bayer

Wildfutter
von Alma Bayer

Vitus Pangratz, pensionierter Kriminalkommissar, genießt seinen Ruhestand und sein neues Hobby: Er geht gern im Wildpark Blindham auf die Pirsch, um dort Wildschweine in freier Natur zu fotografieren. Doch eines nachts entdeckt er mitten im Gehege die angenagte Hand eines schon seit längerer Zeit vermissten Jugendfußballtrainers Marius Wild, genannt "der Tiger". Da die örtliche Polizei aus seiner Sicht vollkommen unfähig zu sein scheint, fängt Vitus selbst an, Nachforschungen zu machen. Unterstützt wird er dabei von seiner Tochter Jo (Johanna) Coleman, die als engagierte, aufstrebende Lokalreporterin, auf der Suche nach einer sensationellen Story ist. Dabei geraten beide in ein Netz von Lügen, kuriosen Affären und schon bald auf die Fährte des Mörders...
Wildfutter ist eine Kriminalgeschichte aus Rosenheim, die mit viel bayerischem Lokalkolorit daherkommt. Man spürt richtig die bayerische Urgemütlichkeit. Vitus und Jo haben mir als Hauptfiguren sehr gut gefallen. Der früh verwitwete, etwas unkonventionell ermittelnde Kommissar und seine frisch geschiedene 37-jährige Tochter sind ein tolles Gespann, die mir auf Anhieb sehr sympathisch waren. Die Vater-Tochter-Beziehung gehört zu den Hauptträgern dieses Kriminalromans, weil beide sich bei der Verbrecherjagd gegenseitig unterstützen und ihre eigenen Recherchen im Umfeld des Opfers Marius Wild unternehmen. Beide stürzen sich dabei auf ihre Weise in ein Liebesabenteuer: Jo mit einem verheirateten Mann und Vitus entdeckt den zweiten Liebesfrühling, nachdem er über viele Jahrzehnte als Wittwer alleine gelebt hatte. Grundsätzlich fand ich, dass sich die Autorin für meinen Geschmack etwas zu sehr auf die beiden Liebesabenteuer fokussiert hat. Dadurch verlor die Handlung leider etwas an Spannung. Denn man wird durchaus als Leser etwas in die Irre geführt. Glaubt man gleich zu Beginn den Täter scheinbar zu kennen, wird man bald eines Besseren belehrt und fiebert bis zum Schluss weiter. Allerdings hat mir der ganze Handlungsstrang mit den Liebesabenteuern dabei das Lesen etwas schwer gemacht und konnte mich nicht restlos begeistern. Gut recherchiert hingegen, empfand ich die Hintergründe zur Jugendfußball-Arbeit in der bayerischen Provinz und der Traum eines jeden ehrgeizigen Vaters, dass sein Sohn einmal von den Scouts des FC-Bayern Münchens entdeckt wird und dadurch finanziell einer rosigen Zukunft entgegen blickt. Dabei spart die Autorin nicht an Kritik an der Jugendarbeit, am Ehrgeiz mancher Familien, die die Kindheit ihrer Kinder opfern und sich deswegen manchmal auch verschulden, aber auch nicht an der Arbeit so manchem Sport-Elite-Internat.
Mein Fazit: "Wildfutter" ist ein bodenständiger Krimi mit bayerischem Lokalkolorit, der sich bei der Tätersuche in den verschiedenen Handlungssträngen etwas verliert.