Rezension

Mord auf den Kanalinseln im 2. Weltkrieg – Gelungenes Krimi-Debüt!

Crossroads - Jürgen Albers

Crossroads
von Jürgen Albers

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich hat der erfahrene Londoner Inspektor Charles Norcott auf der beschaulichen britischen Kanalinsel Guernsey ein ruhiges Arbeitsleben ohne große Herausforderungen. Doch im Frühsommer 1940 wird auf der Insel eine junge Frau erdrosselt in ihrer Wohnung aufgefunden. Kurz danach wird Guernsey von der deutschen Wehrmacht eingenommen und die Insel gilt fortan als besetzt und abgeschnitten von der restlichen Welt. Die Ermittlungen zum Mordfall gestalten sich schwieriger als gedacht, Norcott hat es nicht nur mit einem undurchsichtigen Ehemann zu tun, auch die Unannehmlichkeiten durch die deutsche Besetzung machen der örtlichen Polizei die Arbeit schwer. Als ein zweiter Mordfall die Insel erschüttert muss Norcott erkennen, dass er es mit mehr als nur einem Feind zu tun hat, doch wer ist Feind und wer ist Freund?

Meine Meinung:
Der Debüt-Krimi „Crossroad“ von Jürgen Albers handelt von einem Mord an einer jungen Frau auf der im Jahr 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzten britischen Kanalinsel Guernsey. Chief Inspektor Charles Norcott ermittelt in diesem Mordfall, dessen Aufklärung sich nicht allein aufgrund der Besetzung durch die Deutschen als schwierig und kompliziert gestaltet.

Gleich nach den ersten einleitenden Seiten ist man durch den Mord an der jungen Frau mitten im Geschehen. Die Handlung nimmt ihren Lauf, Norcott nimmt die Ermittlungen auf, es werden Verdächtige befragt und mögliche Hintergründe beleuchtet. Die folgende Besetzung der Insel durch die Deutschen bringt zusätzlich neue Spannung in Spiel. Meiner Meinung nach hat Jürgen Albers diesen historischen Teil der Geschichte hervorragend und detailreich recherchiert. Die geschichtlichen Hintergründe und Informationen fügen sich fließend in die Handlung mit hinein ohne langweilig oder trocken zu wirken. 

Das Setting und die vom Autor gewählten Protagonisten haben mir sehr gut gefallen. Ich habe mich vorher in der Tat nie mit den Kanalinseln befasst. Jürgen Albers beschreibt die Insel Guernsey, ihre Bewohner und das Leben dort jedoch wunderbar bildhaft und lebensnah, so dass alles wie ein Film vor meinem inneren Auge abgelaufen ist. Die Inseln müssen traumhaft schön und abwechslungsreich sein und eine Urlaubsreise auf die Kanalinseln kann ich mir absolut gut vorstellen.

Die Charaktere hat der Autor für mich sehr gut gezeichnet. Die ruhige und menschliche Art von Charles Norcott, gepaart mit seinem scharfen Verstand, mochte ich sehr. Auch die zahlreichen Nebenfiguren verblassen nicht im Schatten des Hauptprotagonisten. Besonders angenehm aufgefallen ist mir, dass sich Albers keinen Klischees bedient. Es gibt sie nicht, die bösen Deutschen oder die patriotischen Engländer, die klischeebehafteten Grenzen verschmelzen hier, die Personen sind facettenreich und glaubhaft in ihren Handlungen.

Im Mittelteil verliert die Story etwas an ihrer Spannung, die Erzählung plätschert still vor sich hin, es scheint, als würde die Handlung nochmals Atem holen, bevor es packend und rasant weitergeht. 

Mein Fazit:
„Crossroads“ von Jürgen Albers ist ein wirklich gelungenes Krimi-Debüt. Spannend, abwechslungsreich mit einem interessanten und gut recherchierten historischen Hintergrund. Dazu ein traumhaftes Setting und lebensechte und fein gezeichnete Protagonisten. Trotz ruhigerer und wenig handlungsreicher Passagen im Mittelteil hat mir der Roman sehr gut gefallen. 

Auch der Schreibstil des Autors ist angenehm und flüssig, die Gratwanderung zwischen moderner Leseunterhaltung, historischen Ausdrücken und Redewendungen ist Jürgen Albers sehr gut gelungen. Ich freue mich schon sehr auf „Erased“, den zweiten Teil der Reihe und auf ein Wiedersehen mit Charles Norcott. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.