Rezension

Mord in Schottland

Sein blutiges Projekt - Graeme Macrae Burnet

Sein blutiges Projekt
von Graeme Macrae Burnet

Bewertet mit 4 Sternen

Ein verschlafenes Bauerndorf an der Nordwestküste Schottlands gerät durch einen blutigen Mord in die Schlagzeilen. Drei Tote und der Täter leugnet nicht. Die große Frage, die das Gericht beschäftigt ist, was den siebzehnjährigen Roderick Macrae zu der brutalen Tat trieb. Ärzte und Kriminaler beschäftigen sich mit der Frage, während Roddy in seiner Zelle ruhig dem Prozess entgegenblickt. Alles hängt von seinem Rechtsbeistand ab, der überzeugt davon ist, ihn vor dem Galgen bewahren zu können.

Ein düsteres Panorama der schottischen Landwirte im 19. Jahrhundert. Zu 2/3 erzählt der Roman Roddys Sicht der Dinge – ausschweifend und detailliert berichtet er vom Leben und Treiben und wie es zu der Tat kam. Demontiert wird diese Sicht von den präsentierten „Fakten“ der Zeugen, Ärzte und Kriminaler, jedoch auch hier immer destruiert. Das macht die Geschichte vielschichtig und spannend – da der Täter von der ersten Seite an bekannt ist, liegt der Spannungsmoment ja nicht auf der Verfolgungsjagd.

Der Roman ist düster und stellenweise kostete es mich wirklich Nerven diese furchtbaren Situationen und teilweise abstoßenden Charaktere zu ertragen. Dabei ist es sehr gut geschrieben! Der Bericht Roddys, der den Hauptteil ausmacht, ist manchmal anstrengend. Richtig interessant wurde es für mich als es in den Prozess ging. Zeugen und Ärzte, die ihre Sicht der Dinge berichten und Einblicke in den damaligen Stand der Psychologie und Kriminalwissenschaft geben, haben mich fasziniert und auch Spannung reingebracht.

Ein toller Kriminalroman, der mir allerdings zu düster war. Die trostlose Darstellung der armen Landbevölkerung und des sadistischen Constables, der seine Macht hemmungslos für private Rachefeldzüge missbraucht waren nicht mein Geschmack. Die Elemente zur Kriminalgeschichte sind allerdings großartig!